Gelbe Taxis sind sicherer

Gelbe Taxis sind nicht nur sichtbarer, sondern auch sicherer. Eine Studie aus Singapur zeigt: Sie sind seltener in Unfälle verwickelt als blaue. Laut den Forschern ließen sich viele Leben retten und viel Geld sparen, wenn alle Mietwägen gelb lackiert wären.

Schon 1907 wählte das US-amerikanische Taxiunternehmen Yellow Cab Company Gelb als Lackierung. Denn eine Studie hatte ergeben, dass es die auffälligste Farbe war - wenige überraschend in einer Zeit, als die meisten anderen Wagen schwarz waren. Kunden sollten die gelben Taxis schnell erkennen können.

Heute - mehr als 100 Jahre später - sieht es so aus, als wäre das eine weise Entscheidung gewesen, schreiben die Forscher um Teck-Hua Ho von der National University of Singapore in ihrer aktuellen Studie: nicht nur für die potenziellen, sondern auch für die tatsächlichen Fahrgäste. Denn gelbe Taxis haben offenbar weniger Unfälle als blaue. Das ergab eine Auswertung der Unfallstatistik des größten Taxiunternehmens in Singapur.

Sechs Unfälle weniger im Monat

Die Firma besitzt insgesamt 16.700 gelbe und blaue Taxis, das sind 60 Prozent aller Taxis im asiatischen Stadtstaat. Blaue Taxis sind in dem Unternehmen etwa drei Mal häufiger als gelbe vertreten. Die Wissenschaftler analysierten die Zahl der Unfälle, die in drei Jahren stattgefunden hatten und brachten sie in Zusammenhang mit der Autofarbe und verschiedenen Eigenschaften des Fahrers.

Das Ergebnis: Obwohl sie genauso häufig eingesetzt wurden, die gleiche Strecke zurücklegten und mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs waren wie die blauen, gab es mit den gelben Taxis deutlich weniger Unfälle. Pro Monat waren es bezogen auf tausend Taxis gut sechs Unfälle weniger. Der Unterschied sei statistisch bedeutsam und entspreche einer Minderung der Unfallwahrscheinlichkeit von neun Prozent.

Für andere gut sichtbar

Sie schließen aus, dass der beobachtete Zusammenhang zustande kommt, weil etwa sicherere Fahrer die Farbe Gelb bevorzugen. Die Fahrer werden den Taxis nämlich zufällig zugeteilt. Auch hinsichtlich anderer Faktoren wie Alter, Bildung oder Arbeitszeit fanden die Wissenschaftler keinen Unterschied zwischen Fahrern gelber und blauer Taxis.

Sie folgern: Die bessere Sichtbarkeit der gelben Taxis habe zur Folge, dass andere Verkehrsteilnehmer die Wagen besser wahrnehmen und Unfälle einfacher vermeiden können. Tatsächlich waren gelbe Taxis bei einfachen Auffahrunfällen seltener in der vorderen Position als blaue.

Unfallforscher skeptisch

Siegfried Brockmann, Leiter der deutschen Unfallforschung der Versicherer (UDV,), glaubt nicht, dass es einen belastbaren Zusammenhang zwischen Autofarbe und Unfallhäufigkeit gibt. Moderne Fahrzeuge seien mit gut sichtbaren LED-Scheinwerfern ausgestattet, die sich oft um die Seiten der Wagen herumzögen. Die Farbe des Lackes spiele für die Sichtbarkeit eine allenfalls untergeordnete Rolle.

Wissenschaftliche Studien zu dem Thema kommen indes zu unterschiedlichen Schlüssen. Während australische Forscher 2007 feststellten, dass Schwarz, Silber und Grau am gefährlichsten sind, fanden neuseeländische Forscher, dass silberne Autos erheblich seltener in schwere Unfälle verwickelt waren als weiße.

Der deutsche Unfallforscher Walter Niewöhner hält die pauschale Festlegung einer „sicheren Autofarbe“ generell für gewagt. Der Mensch sei entscheidender für das Unfallrisiko als die Lackfarbe. Als Unfallursache nehme Ablenkung im Auto, etwa durch das Smartphone, seit einiger Zeit zu.

Die Forscher aus Singapur sehen das anders, allerdings nur in Bezug auf Taxis. Das funktioniere auch nur, solange Privatautos selten gelb sind. Würde das Unternehmen in Singapur all seine Fahrzeuge gelb umlackieren, wären das 917 Unfälle weniger im Jahr - das würde sich auch finanziell lohnen.

science.ORF.at/APA/dpa

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