Autoreifen aus Essensresten

Eier- und Tomatenschalen könnten die Eigenschaften von Autoreifen verbessern: sie stabil und flexibel machen. Zudem verbraucht die Herstellung der Abfallreifen weniger Strom.

Autoreifen aus Blumen, Rüben und nun auch aus Essensresten. Teams weltweit suchen nach der Rezeptur für Naturgummireifen. Erst kürzlich wurde über Forscher aus Österreich berichtet, die Löwenzahn und Zuckerrüben als Ersatz für Erdöl verwenden wollen. Forscherinnen aus den USA wiederum haben nun eine weitere Zutat entdeckt, die Autoreifen umweltfreundlicher machen könnte: Eier- und Tomatenschalen.

Ö1 Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Frühjournal am 17.3.2017 um 8 Uhr.

Die Eierschalen sollen den Reifen flexibler machen. Tomatenschalen wiederum sind auch bei hohen Temperaturen hoch stabil. Diese Essensreste könnten künftig Industrieruß - auch Carbon Black genannt - als Füllmaterial im Gummi ersetzen. 30 Prozent des Reifens bestehen aus dem Ruß - von ihm bekommen sie auch die schwarze Farbe. Dieser wird etwa eingesetzt, um Kautschuk stabiler zu machen. Aber auch Eier- und Tomatenschalen haben diese Eigenschaft - und sind dabei sogar noch besser, erklärt die Pflanzen- und Materialwissenschaftlerin Katrina Cornish von der Ohio State University: „Je mehr Industrieruß man hinzumischt, desto stabiler und steifer wird der Reifen. Die alternativen Füllmaterialien, also die Schalen hingegen erhalten dabei die Elastizität.“

Weniger Strom beim Gummimischen

Eier und Tomaten hätten aber noch einen weiteren Vorteil - sie würden das Herstellen des Gummigemisches energieschonender machen, da sich die zermahlenen Schalen besser mit den anderen Gummibestandteilen vermischen lassen als feinster Industrieruß. „Das Gummigemisch herzustellen, verbraucht normalerweise sehr viel Strom. Es wäre ein großer Vorteil, wenn wir hier Energie sparen könnten“, so Cornish.

Ganz ersetzen werden Eier- und Tomatenschalen den Industrieruß aber nicht - zumindest aber zur Hälfte, schätzt Cornish. „Das trifft zumindest auf Nordamerika zu. Hier haben wir ca. je 400.000 Tonnen von beiden Materialien zur Verfügung. Aber es werden auch in anderen Ländern viele Eier und Tomaten verarbeitet.“ Geliefert bekommt Cornish die Schalen von großen Nahrungsmittelproduzenten.

Der Autohersteller Ford sowie das Reifenunternehmen Goodyear arbeiten bereits an möglichen Anwendungen der Füller. Bis man die ersten Reifen aus Tomaten- und Eierschalen auf den Straßen sehen wird, könnte es aber noch fünf Jahre dauern. Im Moment versucht die Forscherin herauszufinden, in welchem Verhältnis die Nahrungsreste mit Industrieruß gemischt werden könnten, damit der Reifen im Winter oder Sommer über die Straßen rollen kann. Die Reifen werden dann allerdings nicht mehr schwarz sein, sondern eher braun.

Ruth Hutsteiner, Ö1 Wissenschaft

Mehr zu diesem Thema: