Wetterextreme durch geänderte Luftströme

Extreme Wetterereignisse wie die Hitzewelle in Europa 2003 lassen sich nicht nur direkt durch die Klimaerwärmung erklären. Laut neuer Studie gibt es auch indirekte Ursachen: gigantische Luftströme, die sich verändern und Wetterlagen stabiler machen.

„Die beispiellose Dürre in Kalifornien 2016, die Überschwemmung in Pakistan 2010 und die Hitzewelle in Europa 2003 zählen alle zu einer äußerst beunruhigenden Serie von Extremen“, sagt Michael Mann von der Pennsylvania State University in den USA, Studienautor und Schöpfer des berühmten Hockey-Sticks: der berühmtesten Grafik der Klimaforschung, die zeigt, wie stark der Mensch in das Klima der Erde eingreift.

In der aktuellen Studie hat er sich mit den Ursachen der Wetterextreme beschäftigt. „Sie treten öfter auf, als durch die direkte Wirkung der globalen Erwärmung zu erwarten wäre. Also muss es hier einen zusätzlichen Effekt des Klimawandels geben“, erklärt Mann in einer Aussendung.

Planetare Wellen haben sich verändert

Diesen Effekt hat er mit seinem Team nun mit Hilfe von Daten aus Computer-Simulationen und Beobachtungen untersucht. Ergebnis: Veränderungen in den planetaren Wellen – wellenförmig um die Erde kreisende Luftströmungen – haben zu den extremen Wetterereignissen beigetragen.

Luftströme werden generell in erster Linie von Temperaturunterschieden angetrieben: etwa zwischen den Polen und dem Äquator oder zwischen den Meeren und den Landmassen. Da sich diese Temperaturunterschiede durch die Klimaerwärmung verändert haben, haben sich auch die Luftströme verändert.

PIK-Video von 2016, das planetare Wellen erklärt

Die Nord-Süd-Ausdehnung der wellenförmigen Luftströmungen auf der Nordhalbkugel wird bei einer bestimmten Temperatureverteilung ungewöhnlich groß, während ihre Vorwärtsbewegung von Westen nach Osten stockt. Dadurch entstehen Bedingungen, unter denen in einer Region wochenlang dasselbe Wetter vorherrschen kann. „Dann kann in einer Region aus sonnigen Tagen eine heftige Hitzewelle werden, oder Dauerregen zu Fluten führen“, erklärt Ko-Autor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Durch den Abgleich mit historischen Temperaturmessungen seit 1870 und aktuelleren Satellitendaten rekonstruierten die Forscher, dass die zugrunde liegende Temperaturverteilung seit Beginn des Industriezeitalters und speziell in den vergangenen Jahrzehnten viel häufiger auftritt. „Unsere Simulationen zeigen, dass die steigenden Treibhausgase dafür verantwortlich sind“, sagt Michael Mann.

science.ORF.at

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