Ein Virus kann Zöliakie auslösen

Menschen mit Zöliakie müssen glutenhaltige Lebensmittel wie Weizen ein Leben lang meiden. Die Krankheit ist erblich bedingt. Wie eine Studie nun zeigt, könnten jedoch Viren für ihren Ausbruch mitverantwortlich sein.

Etwa ein Prozent der Bevölkerung verträgt das in vielen Getreidesorten enthaltene Klebereiweiß nicht. Blähungen, Bauchschmerzen und Mangelerscheinungen zählen zu den Symptomen einer Zöliakie.

Das Gluten führt bei Betroffenen zu chronischen Entzündungen im Darm und in weiterer Folge zu Schäden an der Darmschleimhaut. Die Zöliakie ist eine Mischform aus Allergie und Autoimmunerkrankung. Sie ist nicht heilbar, die einzige Behandlung besteht in einer glutenfreien Diät.

Heftigere Immunreaktion durch Gluten

Bisher dachte man, die Krankheit habe vor allem genetische Ursachen. Die Studie an Mäusen zeigt nun, dass auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen können, konkret eine Infektion mit harmlosen Reoviren. Die Versuchstiere wurden mit zwei verschiedenen Stämmen infiziert und ihr Immunsystem reagierte darauf.

Bei einem der beiden Virenstämme, der auch Menschen häufig befällt, fiel diese Reaktion heftiger aus - besonders bei Anwesenheit von Gluten im Darm. In der Folge reagierte das Immunsystem auch auf Gluten.

Impfung möglich

Dass Zöliakiekranke viel mehr Reoviren-Antikörper aufweisen als Gesunde, bestätige den Zusammenhang, wie die Forscher um Bana Jabri von der University of Chicago in einer Aussendung schreiben. Wenn Babys mit genetischer Vorbelastung glutenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen, könnte die Virusinfektion im unreifen Darm dazu führen, dass die Krankheit tatsächlich ausbricht.

Generell könnten Viren bei Erkrankungen des Immunsystems eine wichtige Rolle spielen. Das sind auch gute Nachrichten: Denn vielleicht lassen sie sich in Zukunft durch entsprechende Impfungen vorbeugen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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