Eierstöcke aus dem 3-D-Drucker
Niere, Leber oder gar Herzen - weltweit arbeiten Forscher an Organen aus der Retorte. Sie könnten den Mangel an geeigneten Spenderorganen beheben. Zum Beispiel sollen mittels hochmoderner 3-D-Druckmethoden passgenaue Ersatzteile für den menschlichen Körper entstehen. Von der klinischen Praxis ist man noch weit entfernt, aber laufend werden Fortschritte gemeldet. Ein solcher ist jetzt den Forschern um Monica. M. Laronda von der Northwestern University gelungen, bei Mäusen.

Kristin Samuelson
Mausweibchen mit Nachwuchs
Die Studie
„A bioprosthetic ovary created using 3D printed microporous scaffolds restores ovarian function in sterilized mice“, Nature Communications, 16.5.2017
Sie haben weiblichen Tieren Eierstöcke aus dem 3-D-Drucker eingepflanzt, nachdem ihnen die natürlichen Fortpflanzungsorgane entnommen worden waren. Als Material haben sie ein biologisches Hydrogel aus Gelatine verwendet. Es enthält Kollagen, würde sich also auch für die Anwendung bei Menschen eignen. Außerdem sei es stabil genug und gleichzeitig formbar. Unreife Eizellen haben sich in der künstlichen Struktur wunschgemäß entwickelt, wie die ersten Versuche in vitro gezeigt haben.
Funktionen übernommen
Eingepflanzt im Mäusekörper haben die Eierstöcke dann tatsächlich alle natürlichen Funktionen übernommen: Die Eizellen reiften heran und wurden dann auf natürliche Weise befruchtet. Danach kamen gesunde Mäusejungen zur Welt, die von ihrer Mutter gesäugt wurden. Die Ersatzorgane haben also auch die Hormonproduktion wunschgemäß angeregt, so die Forscher. Die 3-D-Eierstöcke könnten ihre natürlichen Vorbilder demnach sogar dauerhaft ersetzen.

Kristin Samuelson
Mikroskopaufnahme: Eizelle, sechs Tage nachdem sie in den künstlichen Eierstock gepflanzt wurde.
Langfristig soll das Gebilde aus dem Drucker Frauen helfen, deren Eierstöcke z.B. aufgrund einer Krebsbehandlung nicht mehr so gut funktionieren oder gar entfernt werden mussten. Das könnte sogar ohne begleitende Hormonersatztherapie funktionieren, wie die Mäuseversuche nahelegen. Bis dahin wird es allerdings noch dauern. Man wisse aber jetzt, wie die optimale Gewebestruktur aussehen muss, damit die Eizellen darin reifen können und die Blutversorgung gewährleistet ist, schreiben die Forscher.
Eva Obermüller, science.ORF.at