Männer werden selbstbewusster und sozialer

Die Persönlichkeit junger Männer befindet sich laut einer finnischen Studie im Wandel: Sie werden immer leistungs- und selbstbewusster. Aber auch ihre soziale Kompetenz nimmt zu.

Das Team um Matti Sarvimäki von der Aalto Universität in Helsinki hatte Persönlichkeitstests der finnischen Streitkräfte ausgewertet. „Wir finden einen Flynn-Effekt für die Persönlichkeit - das heißt einen langfristigen Anstieg jener Persönlichkeitsmerkmale, die mit höheren Einkommen verbunden sind“, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „PNAS“.

Der Flynn-Effekt bezeichnet ursprünglich das Phänomen, dass IQ-Tests in Industrieländern im Laufe der Jahre zunehmend höhere Werte zeigen. Das Team um Sarvimäki hat diese Tendenz nun auch bei Persönlichkeitsmerkmalen nachgewiesen, die mit ökonomischem Erfolg in Verbindung gebracht werden.

Bei „Männlichkeit“ keine klare Tendenz

Die finnischen Streitkräfte unterzogen alle Wehrpflichtigen einem Persönlichkeitstest, um geeignete Anwärter für eine Offizierslaufbahn zu ermitteln. Da die Testbedingungen nach 15 Jahren geändert wurden, konzentrierten sich die Forscher nur auf die Geburtsjahrgänge 1962 bis 1976, insgesamt 419.523 Männer. Zu jedem Persönlichkeitsmerkmal sollten die Wehrpflichtigen etwa 25 Aussagen entweder zustimmen oder aber nicht.

Im Ergebnis stiegen die Mittelwerte für „Selbstbewusstsein“, „soziale Kompetenz“ und „Führungsbereitschaft“ besonders stark, aber auch die für „Leistungsbereitschaft“ und „Gehorsam“ - alles Eigenschaften, die in der Wirtschaft erwünscht sind. Lediglich beim Merkmal „Männlichkeit“ war keine klare Tendenz zu erkennen.

Wandel der Persönlichkeit wenig erforscht

Die Forscher berücksichtigten bei der Auswertung den familiären Hintergrund - etwa elterliches Einkommen, Anzahl der Geschwister und ob die Teilnehmer aus eher ländlichen oder städtischen Gegenden kamen. Diese Veränderungen erklärten aber nur ein Drittel der Tendenz bei den Charaktereigenschaften.

Für Roman Osinsky von der Universität Osnabrück ist die Studie methodisch in Ordnung, die Teilnehmerzahl sei sogar herausragend. Allerdings ist nach seiner Auffassung der Fragebogen zu einseitig: „Viele Bereiche, die die Persönlichkeit eines Menschen ausmachen, sind davon nicht abgedeckt“, sagt der Psychologe. Die Psychologin Jule Specht von der Humboldt-Universität Berlin hält den großen Datensatz für „extrem wertvoll“: „Es gibt so gut wie keine Studien über die Messung von Persönlichkeitsmerkmalen über mehrere Jahrgänge hinweg.“

science.ORF.at/dpa

Mehr zu diesem Thema: