Kreativer dank Elektrohaube
„Üblicherweise lösen wir Probleme, indem wir Regeln anwenden, die aus der Erfahrung stammen“, sagt Caroline di Bernardi Luft von der Queen Mary University in London. Das funktioniere zumeist auch sehr gut - nur dann nicht, wenn sich bisher unbekannte Probleme stellen. „Unsere vergangene Erfahrung kann Kreativität tatsächlich blockieren“, so die Psychologin in einer Aussendung.
Studie
„Relaxing learned constraints through cathodal tDCS on the left dorsolateral prefrontal cortex”, Scientific Reports, 7. 6. 2017
Um diese mentale Fixierung zu überwinden, haben die Forscherinnen per Hirnstimulation jene Gehirnbereiche (DLPFC) unterdrückt, die Erlerntes verarbeiten. 60 Teilnehmer mussten in einem Versuch “Streichholzrätsel“ lösen: logisch-mathematische Probleme, bei denen die erlernten Regeln der Algebra aber nicht weiterhelfen.

Dr Luft/QMUL
Salzwasser wird auf die Elektroden gespritzt, damit der Strom besser fließt
Ergebnis: Die Probanden mit unterdrücktem DLPFC waren deutlich besser – ihre Gehirne erwiesen sich als kreativer. Dies galt aber nur für relativ einfache Rätsel. Wurden diese komplexer und erforderten mehr „Arbeitsspeicher“, verschlechterten sich die Ergebnisse.
Dies sei nicht zuletzt deshalb wichtig, sagt di Bernardi Luft, weil erste Unternehmen bereits begonnen hätten, Gehirnstimulations-Maschinen für den Heimgebrauch zu verkaufen. Ihr Fazit: „Wir sind heute noch nicht in der Lage, einen elektrischen Hut zu tragen und damit unsere Gehirnleistung per Stimulation umfassend zu verbessern.“
Lukas Wieselberg, science.ORF.at