„Gesundes“ Gemüse schmeckt nicht

Karotten, Fisolen und Co. sind gesund: Laut einer neuen Studie führt dieses Argument nicht dazu, dass Menschen mehr Gemüse essen. Im Gegenteil. Besser ist es, das Grünzeug als aufregend und geschmacksintensiv zu bewerben.

Karotten mit Zitrusdressing sind und bleiben zwar Karotten mit Zitrusdressing. Aber laut einem Team um den Psychologen Bradley Turnwald sind sie beliebter, wenn sie als „gedrehte zitrusglasierte Karotten“ bezeichnet werden. Und gar nicht gern gegessen werden sie, wenn man verrät, dass das Dressing zuckerfrei ist.

“Köstlicher Mais“ schlägt „salzreduzierten Mais“

Für ihre Studie haben die Forscher Gemüsesorten wie Mais, rote Rüben und Zucchini in einer Kantine an der Universität Stanford täglich mit unterschiedlichen Bezeichnungen beschriftet. An einem Tag hieß das Gemüse sehr schlicht (etwa „Mais“), an einem zweiten Tag schwelgerisch-ausschweifend („köstlicher buttergerösteter Süßmais“), an einem dritten wurde der Gesundheitsaspekt auf positive Weise unterstrichen („vitaminreicher Mais“), an einem vierten auf restriktive Weise („salzreduzierter Mais“).

Die Begriffe wurden täglich ausgetauscht, und nach einem Semester hatten die Studierenden der Uni Stanford über 8.000 Mal eine der Gemüsevarianten gekauft. Am beliebtesten waren die ausschweifenden Bezeichnungen: Sie führten dazu, dass um ein Viertel mehr Gemüse konsumiert wurde als unter den schlichten Labels. Die „restriktiv-gesunde“ Bezeichnung war am unbeliebtesten: 41 Prozent wählten diese Option weniger als die ausschweifende.

Bestätigt frühere Studien

Viele Menschen verbinden mit gesundem Essen offenbar wenig Geschmack und haben Angst, davon nicht satt zu werden, vermutet das Forschungsteam der Uni Stanford. Deshalb sei es kontraproduktiv, den Gesundheitsaspekt hervorzuheben, wenn man will, dass mehr Gemüse gegessen wird.

Ö1 Sendungshinweis

Darüber berichtet auch Wissen aktuell am 13.6. um 13:55.

Dass sich Gemüse am besten verkauft, wenn es als aufregend beworben wird, fanden letztes Jahr auch Forschende der Ohio State University und der Cornell University in New York in einer Studie heraus. Sie setzten in Schulkantinen die sogenannten Super Sprowtz ein. Diese Gemüsezeichentrickfiguren mit Superkräften sorgten dafür, dass dreimal so viele Kinder Gemüse wollten als davor.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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