Mathematik-Popstar im französischen Parlament

Der französische Mathematiker Cedric Villani gilt als Popstar seiner Branche. Der Träger der Fields-Medaille, der höchsten Auszeichnung in der Mathematik, besticht auch durch extravagante Kleidung – und wurde am Sonntag ins französische Parlament gewählt.

Der Starmathematiker gehört zu einer Reihe von ungewöhnlichen Politneulingen, die auf der Wahlliste des französischen Staatschefs Emmanuel Macron La Republique en Marche standen.

Am Sonntag wurde der 43-Jährige in seinem Wahlkreis im Großraum von Paris mit über 69 Prozent der Stimmen gewählt.

Der Mathematiker Cedric Villani trägt seinen berühmten Dreiteiler und seine Spinnenbrosche

AFP - Joel Saget

Villani liebt Spinnenbroschen - und auch die Pose

Schon lange zu seinem Markenzeichen geworden ist eine Spinnenbrosche, die Cedric Villani an seinem Dreiteileranzug trägt. Seit 2009 leitet er das Institut Henri Poincare in Paris, das zentrale Institut für Mathematik und Physik in Frankreich.

“Wichtig, dass Wissenschaftler im Parlament sind“

Warum er sich nun in der Politik engagieret? Gegenüber der deutschen „Tagesschau“ beantwortete er das noch im Wahlkampf so: „Als Direktor dieses Instituts habe ich ständig mit unterschiedlichsten Leuten und Problemen zu tun. Es geht um Finanzierung, um Stellen, um Politik, viele Fragen, die wir hier diskutieren, sind in der Politik ähnlich.“

An Macron schätzt Villani seine Europafreundlichkeit, seine politische Positionierung „weder links noch rechts“ und sein offenes Ohr für die Wissenschaft. Es sei wichtig, dass Wissenschaftler im Parlament sind, meinte der Mathematiker gegenüber der „Zeit“, um „Dinge zu diskutieren wie die Zukunft der Wirtschaft in Zeiten der künstlichen Intelligenz, den Kampf gegen den Klimawandel oder den Verkehr mit autonomen Autos“.

Fan von Boltzmann, Musik und Käse

Unter anderem für die Beschäftigung mit der Boltzmann-Gleichung hat Villani 2010 die Fields-Medaille erhalten - eine Auszeichnung, die als Nobelpreis für Mathematik gilt und die nur an Personen unter 40 Jahren vergeben wird.

Seine Stärke sieht der leidenschaftliche Musikfan, der exzessiv Bach und Beethoven hört, aber auch keine Scheu vor Nina Hagen, Rosenstolz und „symphonischem Hard Metal“ zeigt, in der Fähigkeit, Theorien und Theoreme miteinander zu verknüpfen.

Dass ihm seine Heimat Frankreich am Herzen liegt, bewies Villani vor zwei Jahren in einem Ö1-Interview. Darin erklärte er u. a., wie er in Princeton zu exquisitem Käse kam. Das sei wichtig, denn schließlich sei er "nicht nur Mathematiker, sondern auch Franzose“.

science.ORF.at/APA

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