Jugendliche: Kopfschmerzen wegen Stress

Ein leichtes Ziehen, ein scharfes Stechen oder ein dröhnendes Wummern: Kopfschmerzen gehören für viele zum Alltag. Immer häufiger auch für Jugendliche - oft ist Stress der Auslöser, wie eine Befragung zeigt.

Kopfschmerzen treten in unterschiedlichen Formen auf, vom leichten Ziehen bis zur ausgewachsenen Migräne. Auch junge Menschen sind davon betroffen und zwar von allen Ausprägungen.

Die Meinungsforscherin Evelyn Kaiblinger hat für eine Untersuchung im Auftrag der „Initiative Schmerzlos“ Mütter, Lehrerinnen und Lehrer sowie Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren befragt. Auftraggeber war das Pharmaunternehmen Reckitt Benckiser, das u.a. Schmerzmittel herstellt. Bei den Jugendlichen gibt jeder Dritte an, in der vergangenen Woche zumindest einmal Kopfschmerzen gehabt zu haben.

Fühlen sich oft nicht ernst genommen

Die Lehrerinnen und Lehrer geben an, dass mindesteins einmal pro Woche eine Schülerin oder ein Schüler in der Klasse über Kopfweh klagt. Und 90 Prozent des Lehrkörpers sind davon überzeugt, diese Beschwerden ernstzunehmen. Dem widersprechen die Jugendlichen. Rund 40 Prozent der 14- bis 19-Jährigen sagen, ihre Beschwerden würden in der Schule heruntergespielt.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 27.6., 12:00 Uhr.

Zuhause ist die Situation laut der Befragung ähnlich: Während fast alle Mütter angeben, die Beschwerden der Kinder ernstzunehmen, fühlen sich zumindest rund 30 Prozent der Jugendlichen mit den Kopfschmerzen alleine gelassen. Das könnte zum Teil auch an der Unwissenheit der Erwachsenen liegen: 30 Prozent der Mütter und 50 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geben an, sich schlecht oder gar nicht informiert zu fühlen, was Kopfschmerzen bei Jugendlichen angeht.

Wichtigster Auslöser: Stress

Beim wichtigsten Auslöser der Kopfschmerzen sind sich die Befragten einig: Jugendliche, Mütter, Lehrerinnen und Lehrer sehen Stress als wichtigsten Grund. „Stress in der Schule und Stress im Allgemeinen, das kann Freizeitstress sein, das können Spannungen zuhause sein“, sagt die Meinungsforscherin Evelyn Kaiblinger.

Dieser Ergebnisse decken sich mit Studien aus Deutschland. Der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gibt an, dass es sich bei Kopfschmerzen mittlerweile um die häufigste Schmerzstörung im Kindes- oder Jugendalter handelt. Und dass die Zahlen in den vergangenen Jahren zugenommen haben.

Wenig Bewegung, viel Zeit hinterm Bildschirm

Dass sich Jugendliche heute viel weniger bewegen und immer mehr Zeit hinter Bildschirmen verbringen, sei es am Computer oder mit dem Smartphone in der Hand, halten zumindest die Lehrer und Mütter für einen weiteren Auslöser von Kopfschmerzen. Ein Faktor, den die Jugendlichen womöglich unterschätzen, meint Evelyn Kaiblinger: „Das heißt auch, die Jugendlichen schalten nicht mehr ab oder kommen kaum zur Ruhe.“

Ist Stress der Auslöser der Kopfschmerzen, dann können Entspannungsübungen helfen. Ruhe, Wasser trinken, frische Luft - so helfen die meisten Lehrerinnen und Lehrer den betroffenen Jugendlichen.

Der Kinderarzt Reinhard Kerbl: „Die elektronischen Geräte haben ihre Vorteile. Aber wir müssen die Jugendlichen wieder auf die Spielplätze und in den Wald bringen“, so Kerbl in „seinem Appell an die Eltern und die Schulen“, den er im Ö1-Mittagsjournal gerichtet hat.

Sollten die Kopfschmerzen allerdings regelmäßig auftauchen, schlimmer werden oder sich die Abstände verkürzen, sollte man den Hausarzt oder eine Fachärztin aufsuchen. „Es ist nicht unsere Aufgabe, den Verkauf von Schmerzmitteln zu propagieren“, betont Kerbl. „Wenn es Alterniven gibt wie Entspannung oder Akupunktur, so ist das gut. Aber wenn die Schmerzen ärger werden, sind wir dafür, auch Medikamente zu verwenden.“ Nur so könne verhindert werden, dass die Schmerzen chronisch werden.

science.ORF.at, Ö1-Wissenschaft

Mehr zu dem Thema: