Leben nach der Apokalypse

Ein ebenso ungewöhnliches wie gruseliges Thema beschäftigt Forscher der Universität Oxford: Welche Lebewesen würden eine globale Katastrophe überleben? Und was müsste passieren, damit das Leben auf der Erde vollständig verschwindet?

Nicht ohne Grund vermuten Wissenschaftler, dass die Bärtierchen - von Mikroben abgesehen - die letzten Erdenbewohner sein werden. Ob 150 Grad Celsius oder das eiskalte Vakuum des Weltalls, sie scheinen (fast) alles auszuhalten. Die Achtbeiner sind nur einen halben Millimeter klein, stattlich indes ist ihr Alter, das bis zu 60 Jahre erreichen kann.

Selbst jahrzehntelange Mangelphasen ohne Nahrung und Wasser sind für sie kein Problem. Möglich macht das die „Kryptobiose“, ein todesähnlicher Zustand, in dem die Tiere extremen Bedingungen trotzten.

Asteroiden, Supernovae, Strahlenblitze

Gegen alle irdischen Gefahren sind die Bärtierchen offensichtlich bestens gewappnet – doch wie sieht es mit extraterrestrischen Gefahren aus? Wissenschaftler um den Astrophysiker David Sloan haben nun untersucht, was passieren muss, um die widerstandsfähigsten Lebewesen der Erde komplett auszulöschen.

Dazu ist schon eine astronomische Katastrophe nötig. Eine Katastrophe, die den gesamten Wasservorrat der Erde zum Kochen bringen kann. Nur wenige Phänomene könnten eine derartige Energiemenge mit sich bringen:

Asteroideneinschläge etwa. Asteroiden sind in unserem Sonnensystem keine Seltenheit. Laut den Wissenschaftlern bräuchte es aber einen enorm großen Gesteinskörper, um für genügend Erwärmung zu sorgen.

Impact: Einschlag eines riesigen Himmelskörpers auf der Erde

Don Davis

Asteroideneinschläge gab es im Laufe der Erdgeschichte schon einige - die Folge: Massensterben.

Der ehemals neunte Planet Pluto oder Vesta, der schwerste Asteroid im Asteroiden-Hauptgürtel, liegen etwa in dieser Größenordnung. Dass sich ein derartiger Körper Richtung Erde bewegt, halten die Wissenschaftler jedoch für extrem unwahrscheinlich.

Auch eine Supernova käme in Frage. Ein Stern müsste 0,14 Lichtjahre von der Erde entfernt explodieren. Selbst Proxima Centauri, der erdnächste Stern, ist mit etwa vier Lichtjahren noch zu weit entfernt. Würde er explodieren, würde sich die Meerestemperatur um gerade Mal 0,1 Grad Celsius erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist überdies verschwindend gering.

Gammastrahlenblitze (siehe Video) hingegen wirken auch auf längere Distanzen. Weniger als 40 Lichtjahre entfernt müsste ein derartiger Energieausbruch stattfinden.

Sie sind aber sogar noch seltener als Supernovae: Laut Statistik müsste man im Schnitt eine Trillion (also eine Milliarde Milliarden) Jahre warten, bis so ein tödlicher Strahl einmal die Erde treffen würde. Zum Vergleich: Das Universum ist 13,8 Milliarden Jahre alt.

Niemand ist unsterblich

David Sloan fasst diese Ergebnisse in einer Aussendung zusammen: „Wenn sich erst einmal Leben auf einem Planeten entwickelt, dann ist es schwer, es wieder auszulöschen.“

Ein Ende hat das Leben auf der Erde vermutlich trotzdem irgendwann. Spätestens dann, wenn die Sonne beginnt auszubrennen, können selbst die Hartnäckigsten nicht mehr lange überleben. Das tritt nach heutigen Schätzungen in einigen Milliarden Jahren ein. Die Bärtierchen haben also noch lange nichts zu befürchten.

Anita Zolles, science.ORF.at

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