„Zeit kaufen“ macht glücklich

Wer Geld hat, sollte sich keine teuren Dinge, sondern „Zeit kaufen“, sagen US-Forscher. Denn wer lästige Pflichten wie Putzen von anderen erledigen lässt, fühlt sich weniger gestresst und dadurch zufriedener.

Zeit ist kostbar, aber bei den meisten immer knapp. Dieser Dauerstress ist weder besonders gesund noch macht er zufrieden. Selbst wohlhabende Menschen leiden darunter. Dabei böte ein gutes Einkommen die Möglichkeit, sich freizukaufen, schreiben die Forscher um Ashley V. Whillans von der Harvard University. Denn damit könnte man ungeliebte Tätigkeiten wie Putzen, Einkaufen oder Rasenmähen auslagern.

Die Studie

„Buying time promotes happiness“, PNAS, 24.7.2017

Für seine aktuelle Studie hat das Team mehr als 6.000 Menschen aus den USA, Dänemark, Kanada und den Niederlanden befragt, wie viel sie ausgeben, um andere Menschen für lästige Verpflichtungen zu bezahlen, und wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Tatsächlich waren jene Teilnehmer deutlich zufriedener, die mehr Geld für ausgelagerte Dienstleistungen ausgaben.

Einkommen spielt keine Rolle

Laut den Forschern machte es dabei keinen Unterschied, wie viel Geld die Menschen verdienten oder wie viel sie für eine Haushaltshilfe ausgaben - wer sich Zeit kaufte, fühlte sich zufriedener. „Wir dachten, dass sich der Effekt vor allem bei Menschen mit höherem Gehalt einstellen wird, aber überraschenderweise fanden wir ihn im ganzen Einkommensspektrum“, meint dazu Koautorin Elizabeth Dunn von der University of British Columbia. Wie die Forscher einräumen, stammte aber nur ein kleiner Teil der Teilnehmer aus dem unterem Einkommensrand. Und Menschen, die darum kämpfen, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, wären wahrscheinlich nicht zufriedener, wenn sie das wenige Geld noch für Dienstleistungen ausgeben würden.

Bestätigt wurde die These auch durch ein kleines Experiment, bei dem 60 Teilnehmer eine kleine Summe erhielten. Damit sollten sie entweder Einkaufen gehen oder jemanden für Putzen, Kochen oder Ähnliches bezahlen. Die subjektive Zufriedenheit war nach der „erkauften“ Freizeit deutlich größer als nach dem Shopping.

Nicht alles auslagern

Trotzdem geben viele Menschen ihr Geld nicht für zeitsparende Dienstleistungen aus, so die Forscher - auch wenn sie es sich leisten könnten. So gab knapp die Hälfte von 818 Millionären, die im Rahmen der Studie auch befragt worden waren, an, dass sie kein Geld ausgeben, um Haushaltspflichten an andere Menschen zu delegieren. Das könne kulturelle Gründe haben oder am Geschlecht liegen. So hätten z.B. viele Frauen immer noch das Gefühl, sie müssten Haushaltpflichten selbst erledigen - auch wenn sie genug Geld hätten, andere dafür zu bezahlen.

Man sollte sich aber nicht von allen Pflichten freikaufen, denn - wie die Forscher in der Studie schreiben - dann könnte sich der positive Effekt wieder umkehren. Wenn man alle Alltagsaufgaben von anderen erledigen lässt, könnte das Gefühl aufkommen, dass man sein Leben nicht mehr selbst in der Hand hat - was der Zufriedenheit ebenfalls schadet.

Das Konzept der „erkauften“ Zeit ließe sich laut den Forschern auch im Arbeitsleben gezielt nutzen, etwa indem Arbeitgeber Gutscheine für Dienstleistungen an Stelle von Bonuszahlungen verteilen. Eine Pilotstudie mit US-amerikanischen Ärzten habe die Idee bereits erfolgreich getestet.

science.ORF.at

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