Schon Steinzeitbauern gingen auf die Alm

Schweizer Bauern haben laut einer Studie bereits vor 5.400 Jahren unterschiedliche Formen der Viehhaltung praktiziert. Bei der Analyse von Rinderzähnen und -knochen fanden sich Hinweise auf alpine Weidewirtschaft.

Die Forscher um Claudia Gerling von der Universität Basel analysierten prähistorischen Rinderzähne und -knochen von 25 Tieren. Sie stammen aus der jungsteinzeitlichen Siedlung „Arbon Bleiche 3“ am südlichen Ufer des Bodensees. Daraus ließ sich ableiten, dass die frühen Bauern gleich drei Strategien der Viehhaltung verfolgten. Ein Teil der Rinder wurde demnach ganzjährig in unmittelbarer Nähe der Siedlung gehalten, ein weiterer Teil graste dauerhaft auf weiter entfernten Weiden.

Der dritte Teil der Herde wurde offenbar meist in Siedlungsnähe, aber für einige Monate im Jahr auf entfernteren Weiden gehalten. Die Forscher fanden zudem Hinweise darauf, dass diese Rinder die wärmere Jahreszeit in höheren Lagen verbrachte. Dies deute auf eine beginnende alpine Weidewirtschaft hin.

Frühe Käseherstellung

Diese Ergebnisse decken sich auch mit einer Studie von Berner Forschern, die kürzlich berichteten, es habe wohl bereits vor 7.000 Jahren Alpwirtschaft in der Schweiz gegeben. Sie hatten festgestellt, dass in der Zeit um 5.000 vor Christus Hirten mit ihren Herden ins Berner Oberland kamen. Das schlossen sie unter anderem aus prähistorischen Funden vom Schnidejoch und aus Seesedimenten aus der Region.

Anzeichen für beginnende alpine Käseherstellung hatten andere Wissenschaftler zudem auf 3.000 Jahre alten Tonscherben gefunden, die aus historischen Stätten im Engadin stammten. Aus dieser Zeit stammen auch einfache Steinbauten, die auf Hirten zurückgehen und auf die zunehmende Nutzung von Bergweiden hindeuten.

Unterschiedliche Zugangsrechte

Dass die Bauern der Siedlung am Bodenseeufer drei verschiedene Strategien parallel verfolgten, interpretierten die Forscher als Hinweis auf verschiedene soziale Gruppen, die sich auf unterschiedliche Formen der Rinderhaltung spezialisierten. „Es ist möglich, dass es bereits in der Jungsteinzeit unterschiedliche Zugangsrechte zu Weideflächen gab“, so Gerling. „Um dem zunehmenden Druck auf die lokale Landschaft auszuweichen, brachten die Menschen ihre Tiere in entfernter gelegene Weideregionen.“

Das Dorf „Arbon Bleiche 3“ war zu Anfang des 34. Jahrhunderts vor Christus zwar nur 15 Jahre lang bewohnt, wie frühere Analysen gezeigt haben. Es gilt jedoch als einer der wichtigsten jungsteinzeitlichen Fundorte der Schweiz. Unter anderem, weil hier viele organische Materialien erhalten blieben, beispielsweise Bauhölzer. Diese ließen sich aufs Jahr genau datieren.

science.ORF.at/APA/sda

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