Mehr Todeszonen durch Klimawandel

Meeresregionen, in denen wenig oder gar kein Sauerstoff vorhanden ist, sind keine Seltenheit. Weltweit existieren über 400 Todeszonen. Sie können durch Überdüngung, natürlich oder durch den Klimawandel entstehen - der laut Experten die größte Gefahr darstellt.

Wieder einmal müssen die Fischer in der Golfregion um ihre Existenz fürchten. Bereits in den letzten Jahren haben sie große Einbußen durch den Hurrikan Katrina und die Ölkatastrophe Deepwater Horizon hinnehmen müssen. Nun kämpfen sie mit einer sogenannten Todeszone, eine Region, in der nur wenig oder gar kein Sauerstoff vorkommt. Die Todeszone im Golf von Mexico hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß angenommen und ist so groß wie Niederösterreich. Fische, Shrimps und andere Meeresbewohner sind somit zum Tode verurteilt.

Schuld an dieser Entwicklung ist die amerikanische Landwirtschaft, die zu viele Nährstoffe in Form von Düngemittel verwendet. Der Mississippi entwässert rund die Hälfte des nordamerikanischen Kontinents und transportiert die Düngemittel direkt ins Meer. Diese Nährstoffe sind ein Festessen für das Plankton, das sich stark vermehrt. Das Plankton wird wiederrum von Mikroorganismen abgebaut, die dafür Sauerstoff benötigen und so dem Wasser den gesamten Sauerstoff entziehen.

Lokale Regionen können sich erholen

Für die lokale Bevölkerung sind diese Auswirkungen zwar dramatisch, aber laut Gerhard Herndl, Meeresbiologe an der Universität Wien, wird sich die Region wieder davon erholen: „Sobald der Sauerstoff wieder vorhanden ist, werden Fische und andere Lebewesen wieder den Raum besiedeln.“

Küstenregionen und Flussmündungen sind häufig von Überdüngung betroffen. Sauerstoffarme Regionen können aber auch auf natürliche Weise entstehen. Natürliche Todeszonen findet man in Meeresbecken, in denen das Wasser nicht durchmischt wird. Die dritte Ursache für Todeszonen ist der Klimawandel - die wohl größte Gefahr, so Gerhard Herndl.

Prognose: Ein Viertel weniger Sauerstoff

Durch den Klimawandel steigt die Wassertemperatur der Meere. Warmes Wasser nimmt weniger Sauerstoff auf als kaltes Wasser. Außerdem durchmischen sich die wärmeren und kälteren Wasserschichten kaum, dadurch erhalten die tieferen Wasserschichten noch weniger Sauerstoff.

Dies hat laut Gerhard Herndl drastische Folgen: „Am Ende dieses Jahrhunderts wird im Meer ein Viertel weniger Sauerstoff vorhanden sein. Der fehlende Sauerstoff verursacht weitere chemische Prozesse, wie eine größere Abgabe von Stickstoff in die Atmosphäre. Stickstoff ist ein wichtiger Nährstoff in der marinen Nahrungskette. All diese Prozesse haben somit weitreichende globale Folgen.“

Neue Zulassungsbeschränkungen für Düngemittel können die Ausbreitung der Todeszonen stoppen. Inwieweit sich der Klimawandel aufhalten lässt, ist ungewiss. In naher Zukunft werden die Meere und ihre Bewohner voraussichtlich mit weniger Sauerstoff auskommen müssen.

Katharina Roll, Universum-Redaktion

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