Warum teurer Wein besser schmeckt

„Der Wein war teuer? -- Muss wohl ein edler Tropfen sein.“ Dieser Fehlschluss unterläuft Weintrinkern tatsächlich, wie Forscher nachweisen. Der Marketing-Placebo-Effekt lässt sich auch an den Hirnströmen festmachen.

„Das Belohnungssystem wird bei höheren Preisen deutlich stärker aktiviert und verstärkt auf diese Weise offenbar das Geschmackserlebnis“, erklärt Bernd Weber von der Universität Bonn. „Die spannende Frage ist nun, ob man das Belohnungssystem trainieren kann, damit es weniger empfänglich für solche Marketing-Placebo-Effekte wird.“

Je teurer, desto besser

Die Forscher hatten 15 Frauen und 15 Männer jeweils im Kernspintomografen liegend eine Weinverkostung zukommen lassen. Zunächst wurde der Preis des Weines eingeblendet, dann gab es etwa einen Milliliter davon über einen Schlauch zu trinken. Über einen Knopf gaben die Teilnehmer auf einer neunteiligen Skala an, wie gut ihnen der Wein schmeckte.

Der Wein blieb dabei jedes Mal derselbe, der vermeintliche Preis schwankte zwischen drei, sechs und 18 Euro. „Wie erwartet gaben die Probanden an, dass der Wein mit dem höheren Preis besser schmeckt als ein scheinbar günstigerer“, sagt Hilke Plassmann von der französischen Business-School Insead.

„Belohnungssystem spielt uns einen Streich“

Die Aufnahmen des Kernspintomografen ließen erkennen, dass bei höheren Preisen vor allem das Frontalhirn und das ventrale Striatum stärker aktiviert wurden. Während das Frontalhirn insbesondere am Preisvergleich und damit der Erwartung beteiligt zu sein scheint, ist das ventrale Striatum Teil des Belohnungs- und Motivationssystems.

„Letztlich spielt uns das Belohnungs- und Motivationssystem einen Streich“, erklärt Insead-Forscherin Liane Schmidt. Es gaukele durch höhere Preise einen Geschmack vor, der durch den Wein selbst nicht gerechtfertigt sei. Dieser Placebo-Effekt habe allerdings Grenzen, so Weber: Wenn zum Beispiel ein „Sauerampfer“ für 100 Euro angeboten würde, „bliebe er absehbar aus“.

science.ORF.at/dpa

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