Gesund: Weniger Zucker, genug Fett

Fett oder Zucker – was ist ungesünder? Daran scheiden sich die Geister. Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte, wie eine internationale Studie nun zeigt: Nicht zu viele Kohlenhydrate und nicht zu wenig Fett wären für die Gesundheit ideal.

Während viele Experten jahrzehntelang zu einer fettarmen Ernährung rieten, geht der Trend in jüngster Zeit immer mehr in Richtung „Low Carb“ (also möglichst wenige Kohlenhydrate). Woraus unsere Ernährung nun zum überwiegenden Teil bestehen sollte, haben die Forscher um Mahshid Dehghan vom Institut für Populationsgesundheit in Hamilton in einer umfassenden Studie untersucht.

Sie haben das Ernährungsverhalten von über 135.000 Personen im Alter von 35 bis 70 Jahren über einen Zeitraum von fast zehn Jahre untersucht. Die Teilnehmer stammten aus 18 Ländern quer über den Globus verteilt: vom mittleren Osten, Süd- und Zentralasien bis nach Afrika, Europa und Amerika. Die nötigen Daten haben sie aus der „Prospective Urban and Rural Epidemiological Study“ (PURE) bezogen.

Im Durchschnitt bestand die Ernährung der Teilnehmer zu etwa 60 Prozent aus Kohlenhydraten, zu 20 Prozent aus Fetten und zu 15 Prozent aus Eiweißen. Dehgan und ihre Kollegen stellten aber starke regionale Unterschiede fest: Am kohlenhydratreichsten ernährten sich die asiatischen und afrikanischen Teilnehmer. Über zwei Drittel ihrer Kalorien stammt aus Reis, Brot und Co. Die Nordamerikaner und Europäer konsumieren hingegen mehr Fette. Etwa 30 Prozent ihrer Kalorien stammen aus fettreichen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch und Pflanzenfetten.

Zu viele Kohlenhydrate ungesund

Insgesamt sind im Laufe der Studie ca. 6.000 Personen verstorben. Die Auswertung zeigte, dass das Risiko, im Untersuchungszeitraum zu sterben, bei den Personen, die sehr viele Kohlenhydrate konsumierten (mehr als 77 Prozent der Kalorien), um 28 Prozent höher war, als bei denen, die geringere Mengen zu sich nahmen. Ein relativ hoher Fettkonsum (über 35 Prozent aus gesättigten und ungesättigten Fettsäuren) wirkte sich hingegen positiv aus. Er verringerte das Sterberisiko im Untersuchungszeitraum um etwa 20 Prozent.

Welche Rolle dabei der Anteil an gesättigten Fettsäuren spielt, untersuchten die Forscher als Nächstes. Diese kommen typischerweise in tierischen Produkten wie Milch und Fleisch vor. Weniger als zehn Prozent der täglichen Kalorien soll man laut der Weltgesundheitsorganisation aus ihnen beziehen. Die Analyse der Forscher zeigte: Bis zu 13 Prozent gesättigte Fettsäuren können noch positiv wirken. Auch sie werden also in einem gewissen Maß benötigt. Das ist aber kein Freibrief für Schnitzel und Co. – denn der Großteil der Fette sollte aus ungesättigten Fettsäuren bestehen.

Nährstoffmangel durch fehlende Fette

Zu viele Untersuchungen befassen sich laut den Forschern mit Ergebnissen aus Europa und Nordamerika, wo vergleichsweise viele Fette konsumiert werden. Dabei werde außer Acht gelassen, dass Menschen in vielen Regionen gar nicht anders können, als vor allem Kohlenhydrate zu essen, weil Reis und Brot billig bzw. verfügbar sind. Die fehlenden Fette können aber zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen führen.

Ein besonders niedriger Kohlehydratanteil, wie er derzeit bei „Low“ bzw. „No Carb“ propagiert wird, sei aber auch nicht sinnvoll, meint Dehgan. Man brauche sie als Energiequelle. Ihre Empfehlung: „Eine gesunde Ernährung sollte ausgewogen sein: Etwa 50 bis 55 Prozent Kohlenhydrate und um die 35 Prozent Fette. Darunter sowohl gesättigte, als auch ungesättigte Fettsäuren.“

Anita Zolles, science.ORF.at

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