Wie die Wikinger ohne Kompass navigierten

Der Legende nach sollen Sonnensteine den Wikingern bei bewölktem Himmel beim Navigieren über die Meere geholfen haben. Nun haben Forscher die urtümliche Methode getestet: Sie funktioniert tatsächlich.

Schon vor gut 1.000 Jahren legten die Wikinger tausende Kilometer auf dem Meer zurück. Und kamen dabei bis nach Amerika - 500 Jahre vor Kolumbus. Einen Kompass gab es damals noch nicht, die Wikinger richteten sich nach der Sonne. Bei Wolken sollen sie der Überlieferung nach Sonnensteine benutzt haben, um den Stand der Sonne zu ermitteln und die Nordrichtung zu bestimmen.

Bereits 1967 vermutete ein dänischer Archäologe, dass es sich bei dem Stein um einen das Licht auf besondere Art brechenden Kristall gehandelt haben muss - wahrscheinlich Kalzit, Turmalin oder Cordierit. Für ihr Experiment, wie präzise diese Sonnensteine bei der Kursbestimmung auf See tatsächlich sind, nutzten nun Denes Szaz von der Budapester Eötvös-Universität und seine Kollegen alle drei Steine und testeten sie unter 1.080 simulierten Wetterbedingungen und Sonnenständen.

Kalzit tauglichstes Werkzeug

Resultat der Versuche: Der Kalzit arbeitet laut den Forscher in der Regel präziser als die beiden anderen Kristalle. Besonders zuverlässig arbeiteten die Sonnensteine, wenn der Himmel nicht völlig bedeckt war und die Sonne 35 und 40 Grad hoch am Himmel stand. An ihrem Mittags-Höchststand oder wenn die Sonne an einem bleiernen Himmel auf- oder unterging, funktionierte die Navigationshilfe hingegen so gut wie gar nicht.

Sie wüssten nun erstmals, wie genau die Methode unter den verschiedenen Wetterbedingungen und Sonnenständen sei, erklärte Szaz in den „Proceedings of the Royal Society A“. Als nächsten Schritt wollen die Forscher nun herausfinden, ob die Navigationsfehler so geringfügig waren, dass die Wikinger trotzdem binnen drei bis vier Wochen Grönland oder Nordamerika erreichen konnten.

science.ORF.at/APA

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