Forscher verändern Erbgut von Embryonen
Das Team des Londoner Francis-Crick-Instituts will mit seinen Forschungen die Erfolgsraten künstlicher Befruchtungen erhöhen. Mit Hilfe der sogenannten Gen-Schere CRISPR/Cas9 schalteten die Wissenschaftler ein Gen ab, das eine Schlüsselrolle bei der frühen Embryonalentwicklung spielt.
Die Studie habe gezeigt, dass OCT4 für die korrekte Entstehung einer Blastozyste nötig sei, aus der sich wiederum das Kind entwickelt. Mit der Gen-Schere können Forscher präziser als bisher Teile der DNA ausschneiden oder einsetzen.
Studie
„Genome editing reveals a role for OCT4 in human embryogenesis“, Nature (20.9.2017).
Ziel: Fehlgeburten verhindern
Die Embryonen durften sich bei den Experimenten in Großbritannien nur sieben Tage entwickeln und keiner Frau eingepflanzt werden. Die Forscher wollen nach eigenen Angaben verstehen, „wie menschliche Embryonen welche Gene brauchen, um sich erfolgreich zu entwickeln“. Dies könnte langfristig dazu beitragen, Fehlgeburten zu verhindern.
Das aktive Verändern der menschlichen DNA ist in zahlreichen Ländern - auch in Österreich und Deutschland - verboten. Kritiker befürchten, dass sogenannte Designerbabys mit Wunsch-Erbanlagen geschaffen werden könnten.
Bioethikerin gibt grünes Licht
Die Bioethikerin Sarah Chan von der schottischen Universität Edinburgh sieht diese Gefahr bei den Versuchen in Großbritannien nicht: „Es ist ganz klar, dass das Ziel der Versuche die Grundlagenforschung ist“, sagte sie dem Sender BBC.
Chinesische Forscher hatten bereits vor zwei Jahren mit CRISPR/Cas ins Erbgut von (nicht lebensfähigen) menschlichen Embryos eingegriffen. Dabei ging es um eine mögliche genetische Heilung der Blutstörung Beta-Thalassämie. Ihr damals im Fachblatt „Protein & Cell“ vorgestelltes Fazit: Das Verfahren müsse vor einem klinischen Einsatz noch verbessert werden.
science.ORF.at/dpa