Wölfe arbeiten besser zusammen als Hunde

Hunde gelten als perfekte Haustiere, weil sie so sozial sind. Wie eine neue Studie zeigt, sind sie das aber v.a. gegenüber Menschen: Mit Artgenossen arbeiten sie demnach viel schlechter zusammen als ihre wilden Verwandten, die Wölfe.

Das zeigt eine Forschergruppe um Sarah Marshall-Pescini am Wolf Science Center der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie hat Wölfe und Hunde, die beide in Rudeln und an Menschen gewöhnt aufgezogen wurden, eine spezielle Aufgabe gestellt, in der sie beweisen konnten, wie gut sie mit ihren Artgenossen zusammenarbeiten:

Hinter einem Zaun lagen unerreichbar für sie Futter auf einem Tablett. Zwei Tiere konnten das Futter zu sich heranziehen, wenn sie gleichzeitig jeweils an einem Ende eines Seils zogen, das um das Tablett gefädelt war.

Zwei Wölfe bei der Zusammenarbeit

Robert Bayer, Wolf Science Center

Zwei Wölfe bei der Zusammenarbeit

Familiengruppe vs. Einzelgänger

Die Wolfspärchen schafften dies bei jedem vierten Versuch (100 von 416), Hundepärchen nur bei zwei von 472 Versuchen, berichten die Forscher. Bei den Wölfen funktionierte die Zusammenarbeit am besten, wenn sie eine gute soziale Bindung zueinander und einen ähnlich hohen Rang im Rudel innehatten.

Dies passe gut zu den Beobachtungen in der freien Natur, so die Forscher in dem Fachartikel. Wölfe leben in sehr eng geknüpften Familiengruppen und sind darauf angewiesen, gemeinsam zu jagen, die Jungen aufzuziehen, und ihr Territorium zu verteidigen. Frei lebende Hunde, die immerhin 80 Prozent der weltweiten Hundepopulation ausmachen, sind hingegen in der Regel Einzelgänger.

Vermeidung von Konflikten

Die Hunde waren zwar an dem Spielchen und dem Futter genauso interessiert wie die Wölfe, aber sie zogen fast nie gemeinsam am Seil, um soziale Konflikte um das Futter zu vermeiden, meinen die Forscher. „Wölfe streiten durchaus um Futterressourcen, aber am Ende bekommen beide ihren Anteil“, so Marshall-Pescini.

Bei Hunden hole sich das dominantere Tier alles, und das andere hält sich von ihm und dem Futter fern, damit es zu keinem Konflikt kommt. Diese Vermeidungsstrategie verhinderte in den Versuchen offensichtlich eine erfolgreichere Zusammenarbeit mit ihren Artgenossen, erklärte sie. Die Forscher wollen nun bei Wölfen und Hunden untersuchen, wie gut sie jeweils mit Menschen kooperieren.

science.ORF.at/APA

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