Was hinter Trumps Mondplänen steckt

Gestern gegen 21.00 war es genau 45 Jahre her, dass das letzte Mal Menschen auf dem Mond gelandet sind. Diesen Jahrestag nahm US-Präsident Donald Trump zum Anlass, die „Space Policy Directive 1“ zu unterzeichnen - seine erste Anweisung an die NASA.

11. Dezember 1972, kurz vor 21 Uhr: Die Landefähre Challenger habe aufgesetzt, funken die Apollo-Astronauten von der Mondoberfläche. „Super“, findet das die US-Raumfahrtbehörde NASA – keine Euphorie, kein Applaus. Die Flüge zum Mond waren zu einer teuren Routine geworden; das Wettrennen im Weltraum längst zugunsten der USA entschieden. Und so sollte Apollo 17 bis heute die letzte bemannte Mondlandung gewesen sein.

„Die Anweisung, die ich heute unterschreibe, wird das US-Raumfahrtprogramm wieder auf die bemannte Erforschung des Weltraums und auf Entdeckungen ausrichten. Es markiert einen entscheidenden Punkt auf dem Weg, US-amerikanische Astronauten zurück zum Mond zu schicken – zum ersten Mal seit 1972; diesmal für langfristige Explorationsaufgaben. Wir werden nicht nur unsere Flagge aufstellen und unsere Fußabdrücke hinterlassen. Wir werden die Grundlage für eine spätere Mission zum Mars legen und vielleicht eines Tages zu Welten jenseits davon", beschreibt Trump seine Ziele.

Déjà-vu im All

Mit dieser Anweisung hat Trump fast wörtlich genau das wiederholt, was sein Vor-Vorgänger George W. Bush bereits 2004 der NASA mit auf den Weg gegeben hatte:

„Unser Ziel ist die Rückkehr zum Mond bis 2020. Wir wollen ihn als Startplatz für Missionen nutzen, die weiter in den Weltraum vordringen. Astronauten sollen dort langfristig leben und arbeiten. Mit den Erfahrungen, die wir auf dem Mond gesammelt haben, können wir den nächsten Schritt in der Erkundung des Weltraums gehen: bemannte Missionen zum Mars und zu Welten jenseits davon.“

Ö1 Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Ö1-Mittagsjournal am 12. Dezember.

13 Jahre ist das jetzt her. Nichts ist seitdem passiert. Die neue Mondrakete Ares V ist nie gebaut worden. Dies ist jedoch nicht die Schuld der NASA. Denn als weisungsgebundene Behörde kann sie nicht machen, was sie selbst für richtig hält, sondern muss den Anweisungen aus dem Weißen Haus folgen.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer

2009 kam Barack Obama. Und der wollte zum Mars. Denn auf dem Mond, da sei man gewesen. Dort gebe es nichts Neues mehr zu entdecken.

„Wir können nicht immer wieder die alten Sachen wiederholen in der Hoffnung, so würden wir schon irgendwo hinkommen. Ich denke, wir sollten bis Mitte der 2030er Jahre Menschen auf eine Marsumrundung schicken und sie sicher zur Erde zurückbringen. Daran wird sich eine Landung auf dem Mars anschließen. Und ich gehe davon aus, das noch zu erleben.“

Doch so weit denkt ein Donald Trump nicht. Eine bemannte Mars-Mission Mitte der 2030er Jahre ist ihm viel zu weit weg. Trump möchte 2020 wiedergewählt werden und auch seinem – möglichst republikanischen - Nachfolger ein bestelltes Feld überlassen. Trump hofft auf eine Rückkehr zum Mond während seiner zweiten Amtszeit.

Nicht der Weg ist das Ziel

Das wird jedoch nicht passieren. Die entsprechende Rakete, das Space Launch System (SLS), wird erst Ende dieses Jahrzehnts zum ersten Mal fliegen. Niemand bei der NASA bastelt derzeit an so etwas wie einer Mondlandefähre oder an Wohnmodulen für die Astronauten auf der Mondoberfläche. All das muss völlig neu erfunden werden. Der Mars interessiert die derzeitige Administration hier nur noch als mögliches vages Ziel für irgendwann. So klingt das auch bei Vizepräsident Mike Pence, der zugleich der Vorsitzende des Nationalen Weltraumrats der USA ist.

„Wir haben einstimmig beschlossen, die NASA anzuweisen, Astronauten zurück zum Mond zu schicken. Dort sollen sie die Grundlage für eine Mission zum Mars legen.“

Nur ist der Mond kein „Stepping stone“ auf dem Weg zum Mars – sondern ein Umweg. Der Trump-Plan namens Space Policy Directive 1 hat den erstmaligen Aufbruch der Menschheit zu einem anderen Planeten damit noch einmal in weite Ferne gerückt – mindestens so lange, bis der nächste Präsident übernimmt, wieder alles umwirft und wieder alles von vorne losgeht. Voran geht es so jedoch nicht.

Guido Meyer, science.ORF.at

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