Kein Wundermittel gegen Demenz in Sicht

Salat oder Heidelbeeressig könnten den geistigen Abbau bremsen, sagen zwei neue Studien. Eine Überblicksstudie kommt indes zu einem ernüchternden Fazit: Nach heutigem Wissensstand gibt es keine Maßnahme, die Demenz verlässlich und langfristig vorbeugen kann.

Bis 2050 rechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit 152 Millionen Demenzkranken. Neben Alzheimer, der schwerwiegendsten Erkrankung, leiden Betroffene auch unter weniger drastischen Formen des geistigen Abbaus. Der Hauptgrund für die Zunahme: Die Menschen werden immer älter. Weltweit suchen Forscher nach Möglichkeiten, die Alterskrankheit zu verhindern oder wenigstens aufzuhalten. Bis jetzt mit wenig Erfolg.

Salat verbessert Gedächtnis

Dass eine gesunde Ernährung mildere Formen des Gedächtnisschwunds zumindest bremsen könnte, legt eine im Dezember in „Neurology“ erschienene Studie nahe. Die Forscher um Martha Clare Morris vom Rush University Medical Center in Chicago haben dafür 960 im Durchschnitt 81-Jährige bis zu zehn Jahre lang begleitet. Erfasst wurden dabei medizinische Daten wie Bluthochdruck und Übergewicht, Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Bewegung sowie soziale Faktoren wie Bildung. Außerdem mussten die Probanden genaue Angaben zu ihren Ernährungsgewohnheiten machen und regelmäßig Gedächtnistests absolvieren.

Bei diesen Tests bauten jene, die regelmäßig bis zu drei Portionen Grünzeug täglich konsumierten, weniger ab als die Gemüseverweigerer. Eine Portion entsprach dabei einer Schüssel Salat oder einer halben Schale gekochten Spinats. Laut den Forschern betrug der Unterschied bei der Leistung maximal bis zu elf Lebensjahre. Andere Einflussfaktoren wurden herausgerechnet, dennoch seien die Ergebnisse eine reine Korrelation und kein Beweis, dass grünes Gemüse die Alterung des Gehirns ursächlich und langfristig aufhalten kann, betonen die Forscher.

Essig fürs Hirn

Dass pflanzliche Stoffe tatsächlich im Gehirn wirken könnten, legt eine andere aktuelle Studie nahe, allerdings an Mäusen. Dafür verabreichten die Forscher um Seong Min Hong von der koreanischen Konkuk University den Versuchstieren mit Gedächtnisverlust sieben Tage lang Essig aus Heidelbeeren - diese enthalten viele bioaktive Stoffe, durch die Fermentation werden sie noch wirksamer, so die Forscher.

Im Tierversuch wirkte das Mittel. Es verbesserte sich nicht nur die Gedächtnisleistung der Mäuse - wie Verhaltenstests zeigten; auch im Gehirn der Tiere fanden sich messbare Veränderungen. Noch seien weitere Tests notwendig, aber die Forscher sprechen von einem vielversprechenden Ansatz, um Gedächtnisverlust und altersbedingte Demenz zu behandeln.

Gesundes Leben hat viele Vorteile

Während die einen auf solche Behandlungsmethoden hoffen, kommt eine ebenfalls dieser Tage erschienene Serie von Metastudien in den „Annals of Internal Medicine“ allerdings zu einem eher ernüchternden Schluss: Es gibt keine Maßnahme, die erwiesenermaßen Demenz vorbeugen kann.

Die Autoren analysierten zahlreiche Studien der vergangenen Jahre zur Vorbeugung. Untersucht wurden darin Bewegung, mentales Training, Medikamente, Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel. Nur die Kombination mehrerer Maßnahmen hatte in einem Fall zu einer geringfügigen Steigerung der Gedächtnisleistung geführt. Ein Wundermittel gegen Demenz ist laut den Forschern also nicht in Sicht, gesund zu leben könne aber viele andere Vorteile haben.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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