Weltraumforscher Willibald Riedler gestorben

Mit der Mission „Austromir“ landete die österreichische Weltraumforschung im Bewusstsein der Bevölkerung. Hinter dem Projekt stand damals jener Mann, der das gesamte Vorhaben einfädelte und leitete: Willibald Riedler ist am Mittwoch 85-jährig gestorben.

Eng verbunden ist Riedlers Name vor allem mit dem Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das er von 1984 bis 2001 leitete.

Schon davor war der Professor für Nachrichtentechnik aber in der Weltraumforschung tätig: Die unter Riedlers Leitung entwickelten Messgeräte flogen seit Ende der 1960er-Jahre an Bord von internationalen Höhenforschungs- und Stratosphärenballonen sowie auf Sonden in den interplanetaren Raum. Die von ihm initiierten Teams an der Technischen Universität (TU) Graz, am IWF und am Institut für Angewandte Systemtechnik der Joanneum Research waren gefragte Projektpartner.

Über 70 Weltraumprojekte

Riedler kam am 1. September 1932 in Wien zur Welt. Hier studierte er sowohl Elektrotechnik und Nachrichtentechnik als auch Meteorologie und Geophysik - letzteres auch angestoßen durch den Start des ersten Satelliten „Sputnik“ durch die UdSSR 1957, „denn das Interesse an Weltraumdingen ist dadurch sicherlich gestiegen“, erinnerte er sich einmal. Nach sieben Jahren am Geophysikalischen Observatorium der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Kiruna wurde er 1968 an die damalige Technische Hochschule Graz berufen.

An das gerade neu gegründete Institut für Nachrichtentechnik in Graz brachte er die Einladung des norwegischen Forschungsrates mit, ohne Kostenbeteiligung Messgeräte auf norwegischen Forschungsraketen fliegen zu lassen: Im November 1969 konnte das erste in Österreich gebaute Messgerät in den Weltraum starten. In den darauffolgenden Jahrzehnten folgten an die 70 weitere Weltraumprojekte, an denen Riedler federführend beteiligt war - nicht zuletzt deshalb galt er als Österreichs „Weltraumpapst“.

Sowjetisch-österreichische Kooperation

Die Beziehungen des Forschers zur sowjetischen Weltraumforschung führten dann zum bekanntesten heimischen Weltraumprojekt: die sowjetisch-österreichische „Mir-Mission“ (1991) mit Riedler als wissenschaftlichem Leiter und Viehböck als erstem Österreicher im Weltraum. Selbst der Name „Austromir“ stammte von Riedler: „Irgendwann habe ich in der Nacht bei schlechtem Schlaf den Namen erfunden.“

Beteiligt war der vielfach ausgezeichnete Riedler außerdem an der Raumsonde „Rosetta“, die ab 2014 den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko erforschte. Er entwickelte für das Projekt ein Rasterkraftmikroskop, das Staubteilchen aus der Koma des Kometen sammeln und mit höchster Genauigkeit abtasteten kann. Außerdem fungierte er von 1975 bis 1977 als Rektor der TU Graz.

science.ORF.at/APA

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