Mediziner: Musizieren stärkt Mitgefühl

Musizieren, Theaterspielen oder Zeichnen - Medizinstudenten sollten sich neben ihrer Ausbildung mit musischen Fächern beschäftigen. Das stärkt ihr Mitgefühl für zukünftige Patienten und schützt vor Erschöpfung, wie eine Befragung nahelegt.

Ärztin oder Arzt ist ein hochangesehener und in der Regel sehr gut bezahlter Beruf, er zählt aber auch zu den anstrengendsten. Der Druck ist mitunter enorm, Patienten werden in Minutentakt abgefertigt und die Schichten in Spitälern sind oft unmenschlich lang.

Darunter leiden einerseits die Kranken, weil für eine gute Betreuung die Zeit und die Kraft fehlen, aber auch die Mediziner selbst. Sie sind nicht zufällig einer jener Berufsgruppen, die besonders von Burnouts gefährdet sind.

Zu enger Fokus

Der Druck beginnt für viele schon im Studium, neben der fachlichen Ausbildung bleibt wenig Raum für anderes. Möglicherweise wird mit dieser Fokussierung schon der Grundstein für die späteren Probleme gelegt. Das legt zumindest eine aktuelle Befragung von 740 US-amerikanischen Medizinstudenten aus verschiedenen Unis nahe: Jene, die sich neben den medizinischen Inhalten auch musischen Fächern widmen - also Musik, Literatur oder bildender Kunst - profitieren offenbar doppelt.

Einerseits schnitten sie bei persönlichen Eigenschaften wie Mitgefühl oder Toleranz besser ab wie ihr rein fachlich lernenden Kollegen. Sie waren insgesamt offener und konnten die Gefühle ihrer Mitmenschen besser einschätzen. Andererseits scheinen sie auch besser geschützt zu sein, vor physischer, emotionaler und geistiger Erschöpfung.

Doppelter Nutzen

Das zeige, dass die Beschäftigung mit solchen „nutzlosen“ Fächern keine reine Zeitverschwendung ist, schreiben die Autoren um Salvatore Mangione von der Thomas Jefferson University.

Sieht man z.B. ein dramatisches Stück, trainiert man das Mitgefühl; zeichnet man ein Porträt, lernt man in Gesichter zu lesen, und Schreiben hilft dem Wohlbefinden. Am besten sollten die musischen Fächer ein Teil der fachlichen Ausbildung sein, so die Forscher. Davon würden die zukünftigen Ärzte genauso wie die späteren Patienten profitieren.

Eva Obermüller, science.ORF.at

Mehr zum Thema