Mit Big Data gegen Diabetes

Studien mit Massendaten - also Big Data - sind ein Hoffnungsgebiet der Medizin. Mit ihrer gezielten Analyse könnte etwa Diabetes künftig besser behandelt und in manchen Fällen sogar verhindert werden.

Ein Beispiel betrifft eine Studie, die gezeigt hat, wie Ernährung und Diabetes zusammenhängen. „In Österreich herrschte 1918, 1938 und 1946 Hungersnot“, sagt Alexandra Kautzky-Willer, Präsidentin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft und Gender-Medizinerin an der Medizinischen Universität Wien. „Die Geburtenjahrgänge in den betroffenen Regionen hatten und haben ein besonders hohes Risiko Diabetes zu bekommen, die Männer noch mehr als die Frauen.“

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 31.1., 12:00 Uhr.

Das bedeutet, dass Schwangere sich nährstoffreich ernähren sollten, um zu verhindern, dass ihre Söhne einmal zuckerkrank werden. Die rund zwei Millionen Datensätze, die in den Analysen verwendet wurden, seien alle anonymisiert, Rückschlüsse auf die Patientinnen nicht möglich, so Kautzy-Willer.

Zusammenhang mit anderen Krankheiten

In den Big Data beinhaltet sind Medikamentenverschreibungen, Spitalsaufenthalte, Diagnosen, Kontakte mit Fachärzten und praktischen Ärzten. Mit ihrer Hilfe können neue Erkenntnisse gewonnen werden.

So habe man gewusst, dass Diabetiker ein höheres Risiko haben, Herzkreislauf- wie Nierenerkrankungen, Schlaganfälle und Krebs zu bekommen. Andere Zusammenhänge waren aber weniger offensichtlich, etwa mit Morbus Parkinson, Schilddrüsen-Erkrankungen und Schizophrenie beim Typ II Diabetes. Theoretisch erklärbar, so Kautzy-Willer, sei der Zusammenhang bei Parkinson etwa durch das Wirken zwischen Dopamin und Insulinstoffwechsel.

Die drei erwähnten Studien (hier, hier und hier) wurden an der Medizinischen Universität Wien u.a. vom Institut für Komplexitätsforschung unter Federführung von Stefan Thurner in den letzten Jahren durchgeführt.

Auch Erfreuliches könne man aus der Datenflut herauslesen, nämlich dass die Gabe von Statinen zur Senkung des Cholesterinspiegels das Krebsrisiko bei Diabetikern deutlich senke - und zwar zumindest auf das Niveau von Nicht-Zuckerkranken. 600.000 Zuckerkranke gibt es in Österreich, vermutlich sogar mehr - da viele Betroffene gar nicht wissen, dass sie einen erhöhten Blutzuckerspiegel haben.

Sie alle werden von der Big-Data-Analyse profitieren, sagt Kautzy-Willer. „Man hat hier tatsächlich einen unmittelbaren Gewinn für die Betreuung der Patienten.“

Gudrun Stindl, Ö1-Wissenschaft

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