Manche Gütesiegel wenig vertrauenswürdig

Auf zahlreichen Produkten in heimischen Supermärkten prangen Gütesiegel, die vorgeben, besonders umweltfreundlich hergestellt worden zu sein. Manche halten nicht, was sie versprechen, kritisiert Greenpeace in einem heute erschienenen Bericht.

Am bekanntesten ist das AMA Gütesiegel, wie eine Umfrage mit eintausend Teilnehmern im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigt. Es wird in erster Linie mit „Herkunft aus Österreich“ assoziiert, jeder fünfte hält auch gentechnisch verändertes Futter für ausgeschlossen. Letzteres ist aber ein Trugschluss, so Nunu Kaller von Greenpeace. Sie kritisiert, dass bei den Mastschweinen die Fütterung mit gentechnisch verändertem Futter nicht verboten ist. „Wir verstehen nicht, warum die AMA dieses Schlupfloch nicht einfach schließen kann“, so Kaller.

Das AMA-Zeichen trägt nicht den Schriftzug „gentechnikfrei“. Aber hat ein Produkt ein Gütesiegel, erwarten Konsumentinnen und Konsumenten, dass seine Herstellung Umwelt und Menschen schont, man es mit besserem Gewissen kaufen kann. Oft stimmt das aber nicht, laut Greenpeace etwa beim MSC-Siegel. Es suggeriert mit der Aufschrift „Zertifizierte Nachhaltige Fischerei“ deutlich mehr als gehalten wird, wie Kaller erklärt: „Das MSC schließt in unseren Augen hochproblematische Fangmethoden wie beispielsweise Schleppnetze nicht aus. Und es zertifiziert auch Fischereien, die sehr wohl noch in überfischten Fanggebieten fischen.“

„Greenwashing“

Ähnlich verhält es sich laut Kaller mit dem Gütezeichen für nachhaltiges Palmöl RSPO: „Da hat sich die Industrie selbst die Regeln geschrieben und nennt das dann nachhaltig.“ Es gebe aber weiterhin Rodungen von Regenwäldern. Das so gekennzeichnete Palmöl ist schlicht und einfach nicht besser als konventionelles Palmöl.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal um 7:00.

Sowohl das Fischerei- als auch das Palmöl-Zertifikat wurden deshalb von Greenpeace in einem heute veröffentlichten Bericht als „nicht vertrauenswürdig“ eingestuft. Das MSC-Siegel sei ein Beispiel für „Greenwashing“: ein umsatzsteigernder grüner Anstrich. „Gütezeichen sind meist Verkaufsförderer. Man greift eher zu einem Produkt mit Gütezeichen. MSC hat dazu geführt, dass jetzt sogar mehr Fischprodukte in den Regalen stehen“, erklärt Kaller.

Positiv hebt Greenpeace Bio-Siegel hervor, die ökologischen Anbau gesetzlich garantieren. Einziger Minuspunkt: Teilweise weite Transportwege, wenn es sich nicht um regionale Produkte handelt. Für Konsumentinnen und Konsumenten gilt deshalb einmal mehr: Genau informieren, was ein Gütesiegel tatsächlich bedeutet.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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