Mehr Nachsicht stärkt Kooperation
Ein Team um den an der Harvard University (USA) forschenden österreichischen Biomathematiker Martin Nowak führte den sogenannten „Crosstalk“ in Modellberechnungen über zwischenmenschliche Kooperation ein. Das bedeutet, dass Personen bei Interaktionen bewusst oder unbewusst auch frühere Erfahrungen mit ganz anderen Menschen berücksichtigen.
IST Austria
Wenn die imaginäre Spiel-Beteiligte „Caroline“ zum Beispiel gerade von „Alice“ übers Ohr gehauen wurde, wäre sie bei einem darauf folgenden Handel mit „Bob“ wahrscheinlich etwas vorsichtiger, oder würde aus Trotz vielleicht selber versuchen zu betrügen. Bisher blieben diese Verstrickungen bei einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen der Einfachheit halber unberücksichtigt.
Die Studie
„Crosstalk in concurrent repeated games impedes direct reciprocity and requires stronger levels of forgiveness“, Nature Communications, 7.2.2018
Zu wenig Nachsicht führe dazu, dass sich eigennütziges Verhalten viel leichter ausbreitet - selbst ein einzelner Egoist kann den vollständigen Zusammenbruch der Kooperation in einer Gesellschaft verursachen, wenn die anderen nicht ausreichend nachsichtig sind, erklären Christian Hilbe und Krishnendu Chatterjee vom Institute for Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg in einer Aussendung. Crosstalk würde etwa auch in Evolutionsmodellen die Zahl der Gesellschaften verringern, die in stabilen kooperativen Zuständen enden.
Das Vorhandensein von Crosstalk bedeutet also, dass die Spieler mehr Milde üben müssen, speziell wenn das Netzwerk eng verwoben ist, erläutern die Forscher. Ausschließlich die harsche Strategie „wie du mir, so ich dir“ zur Zusammenarbeit zu fahren, hätte in einem solchen Umfeld katastrophale Auswirkungen.
science.ORF.at/APA