Ephesos: Vorbereitungen für Rückkehr laufen

Die Erleichterung war groß, als heuer im Jänner bekannt gegeben wurde, dass österreichische Archäologen wieder im türkischen Ephesos graben dürfen. Nach eineinhalb Jahren dürfte es Anfang Mai soweit sein: Dann heißt es zuerst einmal, alles genau zu sichten.

Im Herbst 2016 mussten Sabine Ladstätter und ihr Team Ephesos von einem Tag auf den anderen verlassen. Rund eineinhalb Jahre ruhte dann die Grabungslizenz des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) als Reaktion auf die als besonders Türkei-kritisch wahrgenommene Außenpolitik Österreichs. Seit damals ist die ÖAI-Direktorin nicht mehr vor Ort in der Türkei gewesen.

Ö1 Sendungshinweis:

Über die Vorbereitungen zur Rückkehr nach Ephesos berichtet auch das Mittagsjournal, 20.3., 12.00 Uhr.

Nun rechnet sie damit, Anfang Mai wieder einreisen zu dürfen. Das entsprechende Dokument wird im zuständigen türkischen Ministerium derzeit ausgearbeitet. „Wir werden die Depots im Mai aufsperren, werden einmal die ganzen Fundstücke durchgehen, die noch auf den Tischen liegen, deren Erhaltungszustand überprüfen, restaurieren, konservieren und fotografisch dokumentieren.“ Mit den Grabungen werde man „erst später, vielleicht Ende Juni, beginnen“, so Ladstätter gegenüber Ö1.

Der Domitiansbrunnen in Ephesos während der Restaurierungsarbeiten 2015/16

ÖAW-ÖAI/D. Macounova

Der Domitiansbrunnen in Ephesos während der Restaurierungsarbeiten 2015/16

Sorge um frei liegende Monumente

Ihre türkische Stellvertreterin war jeden Tag vor Ort, hat im Grabungshaus gearbeitet und nach Wien berichtet. Im Detail wisse sie aber nicht Bescheid, so Ladstätter - mit Sorge denkt sie vor allem an Stätten unter freiem Himmel: „Wir sorgen uns vor allem um Monumente, die gerade in Restaurierung standen, wo die antike Substanz ohne Schutz frei liegt. Wir befürchten, dass diese Monumente großen Schaden genommen haben könnten.“ Zum Beispiel der Domitiansbrunnen, mit dessen Restaurierung man 2016 noch nicht fertig war.

200 Leute arbeiten in normalen Grabungssaisonen in Ephesos - darunter auch 30 bis 40 junge Forscherinnen und Forscher, für die es besonders wichtig ist, dass sie ihre Arbeiten schnell wieder aufnehmen können. „Sodass es hier zu keinen Verzögerungen kommt und die jungen Kollegen auch ihre Forschungsförderungsanträge stellen können“, so Ladstätter. Außerdem werde sie sich bemühen, wieder mit den Sponsoren ins Gespräch zu kommen. „Man darf nicht vergessen, dass die Restaurierungen zum überwiegenden Teil privat finanziert sind. Hier ist eine große Unsicherheit bei den amerikanischen, österreichischen und türkischen Sponsoren eingetreten.“

Seit 120 Jahren graben und forschen österreichische Archäologinnen und Archäologen in Ephesos, einer der bedeutendsten Städte des Altertums. Nachdem 2017 Schaufeln und Spitzhacken geruht haben, soll die heurige Grabungssaison bis Ende September dauern.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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