Armut in Asien schwindet bis 2030, in Afrika nicht
Mit der Entwicklung von Armutsraten im Zuge der Anstrengungen rund um die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG) setzt sich eine Forschungsgruppe um den Volkswirtschaftler Jesus Crespo Cuaresma der Wirtschaftsuni Wien seit geraumer Zeit auseinander.
Studien
”Will the Sustainable Development Goals be fulfilled? Assessing present and future global poverty”, Palgrave Communications, 20.3.2018
Derzeit müssen rund 650 Millionen Menschen mit einem Einkommen unter 1,90 Dollar (rund 1,55 Euro) pro Tag auskommen. 2030 wären unter der optimistischsten Annahme noch 375 Mio. Menschen davon betroffen. Die von den Forschern angenommene pessimistischste Entwicklung hätte zur Folge, dass über 500 Mio. unter diesen Bedingungen ihr Dasein fristen müssten.
Problemregion in Afrika
Als klare Problemregion wurde in der 188 Länder umfassenden Prognose Afrika identifiziert, speziell eine Nord-Süd Achse von Libyen über den Tschad, Zentralafrika, Südsudan, Nigeria, der Republik Kongo sowie der Demokratischen Republik Kongo bis nach Angola, Sambia und Malawi. In diesen und einigen anderen afrikanischen Ländern sei demnach mit einem Anstieg extremer Armut zu rechnen.
Selbst im „günstigsten“ Entwicklungsszenario wäre in Afrika mit 317 Mio. Betroffenen zu rechnen. Im Worst Case ginge diese Zahl sogar gegen 430 Millionen. Eine Ausnahme stellt jedoch Äthiopien dar, das 2030 von extremer Armut weitgehend verschont bleiben würde.
Deutlich verbessern würde sich die Lage auch in weiten Teilen Asiens. Da sich vor allem einige bevölkerungsreiche Länder im Süden und Südosten des größten Kontinents der Erde auf dem Weg zum Erreichen der Ziele der SDG befänden, wären in Asien 2030 „nur“ noch rund 30 bis 40 Mio. Menschen extrem arm. Vor allem in Indien sei damit zu rechnen, dass sich die Situation vieler Menschen verbessern wird. Ganz anders sehe es allerdings im Bürgerkriegsland Jemen aus.
„World Poverty Clock“ online
In Süd- und Mittelamerika hätten der Analyse zufolge vor allem viele Menschen in El Salvador, Nicaragua, Bolivien oder Kolumbien Chancen der schlimmsten Armut zu entkommen. Deutlich schlechter sieht es in Venezuela, Belize oder Ecuador aus. Für Ozeanien, Nordamerika und Europa weist die Analyse jeweils anteilig relativ wenige extrem arme Menschen um 2030 aus.
Das Team um Crespo Cuaresma hat seine Erkenntnisse im Rahmen der sogenannten „World Poverty Clock“ zugänglich gemacht. Für das interaktive Online-Tool wurden die Forschungsdaten anschaulich aufgearbeitet. Die auf Daten zur aktuellen Bevölkerungsentwicklung, zum Alter und Bildungsniveau und der Einkommensentwicklung beruhenden Prognosen werden dort laufend aktualisiert. Die Website ermögliche somit die Beobachtung der Armutsentwicklung in den jeweiligen Ländern.
science.ORF.at/APA