Woher die Krater in Roms Straßen kommen

In den letzten Wochen haben sich in unterschiedlichen Teilen Roms binnen weniger Sekunden tischgroße Löcher im Straßenasphalt aufgetan und geparkte Autos fast in den Abgrund gerissen. Die Erklärung dafür liegt in der Antike und in der Geologie.

„Es war, als hätte ich den Boden unter den Füßen verloren.“ Ein Satz, den viele von uns sprichwörtlich verwenden, wird in Rom immer wieder zur Realität. Im Internet kursiert zum Beispiel ein Video: Zu sehen sind zwei geparkte Autos, unter denen sich in Sekundenschnelle ein Riss im Asphalt bildet und ein PKW-großes, einige Meter tiefes Loch in den Boden reißt. Eines der Autos hängt mit dem Hinterreifen in den Abgrund, das andere baumelt mit dem Vorderrad über dem Loch.

Loch in Roms Straßen

Katharina Wagner/ ORF

In Rom bröckelt der Boden

Die alten Römer sind (mit)schuld

Es sind Bilder, die auf Roms Straßen nicht ganz neu sind. Um das Phänomen zu erklären, muss man weit in die römische Vergangenheit schauen, sagt der Geologe Mario Tozzi im Gespräch mit dem ORF-Radio:

„Die Erklärung dieses Phänomens liegt in der Antike. Die sieben Hügel Roms bestehen aus vulkanischem Tuffstein, und in diesen Untergrund wurden Zisternen, Aquädukte, Katakomben und Höhlen als Lagerräume gebaut. Das Gesteinsmaterial wurde abgebaut, um daraus darüber die Stadt zu errichten, also auf bereits geschwächtem Grund. Die antike Stadt, die damals eine Million Einwohner hatte, liegt 20 Meter unter dem heutigen Rom, einer Stadt, die noch um vieles gewachsen ist und diesen Untergrund sehr belastet."

Ö1-Sendungshinweis

Über dieses Thema berichtet auch das Mittagsjournal, 30.3.2018, 12.00 Uhr.

Dass die Löcher sich jetzt auftun, hat vor allem etwas mit vielem Regen der vergangenen Wochen und den für Rom ungewöhnlich eisigen Temperaturen im Februar zu tun, sagt Mario Tozzi:

„Dieser Tuffstein und der Asphalt sind zwei sehr unterschiedliche Materialien. Wo sie sich berühren, gräbt das Wasser das unterirdische Gesteinsmaterial weg. Es ist also ein vom Menschen gemachtes Problem, das durch heftigen Regen noch verstärkt wird.“

Monitoring gefordert

Der Geologe Mario Tozzi plädiert deshalb für ein intensives Beobachtungssystem: „Das wissenschaftliche Werkzeug dazu hätten wir, Rom ist eine gut studierte Stadt. Wir haben Pläne, die uns zeigen, welche Stadtteile am stärksten gefährdet sind. Aber mit geophysikalischen Analysen, einer Art Ultraschalluntersuchung unter der Erde, könnte man die Strukturen, die unterirdischen Rohre und Wasserflüsse genauer abtasten. Doch ich sehe bisher keine Bereitschaft, dieses Problem strukturiert anzugehen.“

In Italien ist Rom nicht die einzige Stadt, in denen sich in Sekundenschnelle diese Krater im Asphalt bilden: Auch in Neapel, mit seinen weitreichenden unterirdischen Gängen, hat sich erst vor ein paar Wochen ein Loch im Boden aufgetan.

Katharina Wagner, ORF Studio Rom