China ist Solarweltmeister

Erfreuliches Ergebnis eines globalen Umweltberichts: Weltweit investieren Staaten mittlerweile zwei mal so viel Geld in Wind- und Solaranlagen wie in Öl, Gas und Atomkraft. An der Spitze liegt die Volksrepublik China.

Mit 127 Milliarden US-Dollar hat China im vergangenen Jahr am meisten in erneuerbare Energie investiert und das vor allem in Sonnenkraft. Dass diese bevorzugt wird, liegt zum einen an den stark fallenden Preisen für Photovoltaikanalgen, erklärt der Studienautor Ulf Moslener vom Frankfurt School UNEP Center. Im Vergleich zu 2009 kosten Solaranlagen heute um fast drei Viertel weniger, im letzten Jahr sanken die Preise um 15 Prozent. „In China haben wir ein relativ starkes Wirtschaftswachstum und zudem eine hohe Nachfrage nach Strom. Es besteht sogar ein gewisser Druck seitens der Industrie, dass möglichst viel Strom bereitgestellt wird.“

Grundsätzlich beurteilt Moslener die Entwicklung in Richtung Erneuerbare positiv. „Man stelle sich vor, dieses Wachstum fände nicht auf der Basis von erneuerbarer Energien, sondern auf der Basis konventioneller thermischer Kraftwerke statt.“

Auch in Kohle und Co. wird investiert

Dennoch zeigt der internationale Bericht, an dem auch die UNO sowie Bloomberg New Energy Finance beteiligt sind: In China wie in anderen Ländern der Welt wird auch weiterhin in fossile Energie investiert (im Jahr 2017 waren es weltweit 103 Milliarden US-Dollar) - wenngleich deutlich weniger als in Wind und Sonne (280 Milliarden). „Das ist vor allem aus Klimasicht beunruhigend, denn hier werden auch neue Kohlekraftwerke gebaut. Politisch wird es eine Herausforderung werden, ein funktionierendes Kraftwerk, mit dem noch Geld verdient werden kann, vorzeitig in den Ruhestand zu versetzen.“

Will man das Zwei-Grad-Ziel von Paris nämlich erreichen, dürften bereits in gut 30 Jahren nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben werden als wiederum durch natürliche Prozesse absorbiert werden kann. Das bedeutet spätestens 2050 müssten 80 bis 95 Prozent des CO2-Ausstoßes reduziert - und somit die fossilen Kraftwerke vom Netz genommen worden sein.

Chinesischer Arbeiter montiert ein Solarpanel

APA/AFP

Solarkraftwerk in der chinesischen Provinz Anhui

In Europa wird weniger in Wind investiert

Für Europa weist der Bericht wiederum einen kleinen Gegentrend in Sachen Erneuerbare auf. Vor allem in Deutschland und Großbritannien hat man weniger in neue Windenergie investiert als noch im Jahr zuvor. Dennoch waren die beiden Länder mit zusammengerechnet 18 Milliarden US-Dollar Europas Spitzeninvestoren in Sachen Erneuerbare. Dass hier die Investitionen zurückgegangen sind, erklärt Moslener unter anderem wie folgt. „In Europa befindet sich der Strommarkt gerade in einem Zustand, in dem er sich auch erst mal an den hohen Anteil der Erneuerbaren - das sind ja sehr variable Stromquellen - gewöhnen muss. Der alte, traditionelle Strommarkt kann nicht gut mit so variablen Quellen umgehen. Die Marktstruktur muss sich umstellen und das ist jetzt die Herausforderung in Europa.“

An diesem Punkt befinden sich Schwellenländer wie China noch nicht. Andere Länder wie Ägypten, Mexiko oder die Vereinigten Arabischen Emirate fangen wiederum erst an, in Erneuerbare zu investieren. Letztere mit 2,2 Milliarden 29-mal so viel wie im Jahr 2016, in Mexiko haben sich die Ausgaben für Erneuerbare auf sechs Milliarden verachtfacht.

Global nur 12 Prozent

Global betrachtet konnte durch den weiteren Ausbau von Sonnen- und Windenergie im vergangenen Jahr 1,8 Gigatonnen Kohlendioxid gespart werden. „Das ist in etwa vergleichbar mit den gesamten CO2-Emissionen des amerikanischen Verkehrssystems.“

Dennoch tragen Erneuerbare nur 12 Prozent zur weltweiten Energieproduktion bei - Tendenz langsam steigend. Um hier die Bilanz zu verbessern, reicht es aber nicht, Sonnen- und Windkraft auszubauen, wie Forscher immer wieder deutlich machen. Vielmehr müsste zudem weniger Energie verbraucht werden. Das bedeutet etwa, Häuser müssen besser gedämmt und Autos und Flugzeug öfter durch Rad und Zug ersetzt werden.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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