Schon kleinste Mengen machen resistent

Immer mehr Krankheitserreger werden unempfindlich gegen Antibiotika. Wie eine Laborstudie nun zeigt, können solche Resistenzen sogar durch den Kontakt mit geringen - eigentlich wirkungslosen - Mengen entstehen.

Der weltweite Antibiotikaverbrauch steigt weiter, allein von 2000 bis 2015 um rund 65 Prozent, wie eine Studie erst kürzlich ermittelt hat. Mit den effizienten Medikamenten werden heute nicht nur Krankheiten bei Tier und Mensch behandelt. Sie werden auch als Wachstumsmittel in der Tiermast und für Nutzpflanzen verwendet. Dieser maßlose Verbrauch hat fatale Folgen: Immer mehr Bakterien werden resistent gegen Antibiotika. Denn bei jedem Einsatz können resistente Keime entstehen, die sich dann weiter vermehren.

Wie die aktuelle Studie der Forscher um Dan Andersson von der schwedischen Uppsala Universität nun nahelegt, können gefährliche Resistenzen aber auch auf Umwegen entstehen. Überreste der Antibiotika landen nämlich in der Umwelt, im Abwasser, in Böden und in Gewässern. Die Konzentrationen sind zwar oft sehr gering, unter der sogenannten minimalen Hemm-Konzentration - das ist jene Grenze, ab der ein Antibiotikum das Wachstum von Bakterien erst hemmt.

Rückstände in der Umwelt

Diese geringen Dosen nutzen den bereits resistenten Keimen: Sie können sich besser vermehren, wie frühere Studien ergaben. Die Laboruntersuchung der schwedischen Forscher zeigt nun, dass bei diesen kleinen Mengen sogar neue Resistenzen entstehen können. Bei ihren Experimenten wurden Bakterien (Salmonella enterica) eigentlich wirkungslosen Dosen des Antibiotikums Streptomycin ausgesetzt (weniger als ein Milligramm pro Liter). In ähnlichen Mengen finden sich manche Wirkstoffe beispielsweise in Klärschlamm.

Nach 900 Generationen (zwei bis drei Wochen) haben sich tatsächlich resistente Keime entwickelt. Die Forscher konnten fünf Mutationen im bakteriellen Erbgut identifizieren, die für sich genommen zwar nur wenig bewirkten, in Summe aber zur Resistenz gegenüber dem Antibiotikum führten. Die Veränderungen fanden zudem in Genen statt, die nach bisherigem Wissensstand nichts mit Resistenzen zu tun haben.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass bereits so geringe Mengen von Antibiotika - wie man sie vielerorts in der Umwelt findet - zu neuen Resistenzen führen können, erklärt Andersson in einer Aussendung. Das Problem der unempfindlichen Keime könne dadurch noch größer werden als es ohnehin schon ist.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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