ÖVP ließ NS-Vergangenheit aufarbeiten
Der Auftrag zur Erstellung der Studie erging an das Karl-von-Vogelsang-Institut, das den unabhängigen Historiker Michael Wladika beauftragte. Untersucht werden sollte, inwieweit Personen, die vor 1945 NSDAP-Mitglied waren, in der Zweiten Republik in verantwortlicher Funktion für die Volkspartei tätig waren. Die rund 200 Seiten umfassende Studie ist seit heute auf der Homepage des Vogelsang-Instituts veröffentlicht.
Die Studie
560 Personen untersucht
Zielgruppe der Studie waren politische Funktionäre, die nach 1945 eine bedeutende Position einnahmen. Insgesamt wurden 560 Personen, die aufgrund ihrer Biografien potenziell zu einem Kreis zählten, bei dem eine NSDAP-Mitgliedschaft möglich schien. Darunter waren etwa ÖVP-Regierungsmitglieder, Parlamentarier, Landtagspräsidenten und Klubobmänner der Landtage.
63 Personen wurden genauer unter die Lupe genommen. Untersucht wurden Mitgliedschaften in der NSDAP, „Alte Kämpfer“ (Bezeichnung für NSDAP-Mitglieder, die der Partei bereits vor dem März 1938 beigetreten waren), „Illegale“, SA, SS, NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps) und NSFK (nationalsozialistisches Fliegerkorps).
Bandbreite zwischen 6,4 und 9,5 Prozent
Von den 560 Personen waren laut der Studie 36 (6,4 Prozent) Angehörige der NSDAP. 17 Personen werden als Zweifelsfälle bezeichnet. Die Bandbreite der NSDAP-Mitglieder liege somit zwischen 6,4 und 9,5 Prozent. Die Anzahl der ÖVP-Mandatare mit einer NSDAP-Vergangenheit liegt damit etwa gleichauf mit der Anzahl der NSDAP-Mitglieder in der Gesamtbevölkerung (7,5 Prozent). Zwischen sechs und 16 (1,07 bis 2,8 Prozent) der untersuchten 560 Personen waren entweder „Alte Kämpfer“ oder „Illegale“.
science.ORF.at/APA