Ameisen verbreiten sich immer schneller

Ameisen werden laut einer neuen Studie immer reiselustiger: Je stärker sie durch den Menschen in Gegenden gebracht werden, in denen sie nicht heimisch sind, umso mehr verbreiten sie sich von dort aus in andere neue Umgebungen.

Ameisen sind besonders invasive Arten. Dank der Vielfalt ihrer Lebensweisen, ihrer Lebensräume und ihrer komplexen Sozialstruktur haben sich die Insekten auf allen Kontinenten ausgebreitet, außer in der Antarktis. Von den 13.000 bekannten Arten sind 241 unabsichtlich von Menschen aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet verschleppt worden. 19 dieser Arten gelten als invasiv, weil sie in ihrem neuen Lebensraum unter anderem die Artenvielfalt und die Landwirtschaft schädigen.

Untersucht in USA und Neuseeland

Ein Forschungsteam um Cleo Bertelsmeier und Laurent Keller von der Universität Lausanne ist der Frage nachgegangen, wie die Insekten sich über den ganzen Erdball verstreuen. Die Wissenschaftler untersuchten Ameisen, die in Seehäfen und Flughäfen in den Vereinigten Staaten und in Neuseeland gesammelt worden waren. In mehr als 4.500 Fällen wurden in den vergangenen 100 Jahren dort Ameisen abgefangen.

Es zeigte sich, dass drei Viertel der Ameisen, die in die USA kamen, nicht direkt aus ihrem Ursprungsterritorium stammten. Sie kamen vielmehr aus Regionen, die sie zuvor kolonisiert hatten. In Neuseeland machte diese sekundäre Verbreitung fast 90 Prozent der Fälle aus.

Die Insekten kamen meist über Nachbarländer oder Regionen, die mit den USA oder Neuseeland intensiven Handel treiben, vor allem Früchte und Gemüse. Bei den USA waren das lateinamerikanische Länder, in Neuseeland vor allem die pazifischen Inseln Tonga, Fidschi und Samoa, wie die Forscher in der Fachzeitschrift „PNAS“ berichten.

Feuerameisen bilden ein dichtes Knäuel

dpa/Tim Nowck

Feuerameisen können sich bei Überflutungen zu einem lebenden Floß verknüpfen

Schneeballeffekt auch in Zukunft

„Wir haben einen Schneeballeffekt beobachtet“, wird Keller in einer Mitteilung der Uni Lausanne zitiert. Je mehr die Tiere reisen, desto höher sind ihre Chancen, sich in vielen Regionen niederzulassen. Und je mehr sie sich niederlassen, desto eher haben sie die Tendenz, „ihre Expedition in neue Gefilde fortzusetzen“, so Keller.

Der Expansionsprozess verstärkt sich demnach selbst. Dies dürfte Invasionen in der Zukunft noch wahrscheinlicher machen. Die Ameisen, die sich bereits auf ihrer zweiten Reiseetappe befinden, sind dabei besonders problematisch, wie die Forscher am Beispiel der Roten Feuerameise weiter berichten.

Ursprünglich in Südamerika heimisch, wurde sie in den 1930er-Jahren in die USA eingeschleppt. Dort richtet sie Schäden von mehreren Milliarden Dollar pro Jahr an. Später gelangte die Rote Feuerameise nach China und seit kurzem treibt sie auch in Japan ihr Unwesen.

Die Studie zeigt den engen Zusammenhang zwischen Handel und der Verbreitung von Insekten auf. In einem im vergangenen Jahr erschienenen Artikel hatte die Lausanner Forschergruppe bereits dargelegt, dass sich die Ameisen quasi als Trittbrettfahrer der Globalisierung im Zuge der zwei großen Wellen des internationalen Handels über Grenzen und Ozeane hinweg ausgebreitet haben.

science.ORF.at/APA/sda

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