Immer weniger Brutvögel

Alarmierende Rückgänge heimischer Vogelarten zeigen Daten des österreichischen Brutvogel-Monitorings. Von 1998 bis 2016 ergaben die Zählungen einen Gesamtrückgang von mehr als einem Drittel aller Vögel in der Agrarlandschaft, wo es die Tiere besonders hart trifft.

Im Rahmen des Monitorings begeben sich zu den Hauptbrutzeiten ab Mitte April und Mai österreichweit bis zu 150 Beobachter auf die Suche nach Vertretern von 66 Brutvogelarten, wie Studienautor Norbert Teufelbauer im Gespräch mit der APA erklärt. Insgesamt weist die in der von BirdLife Österreich herausgegebenen Fachzeitschrift „Egretta“ veröffentlichten Statistik für 36 Arten eine Abnahme des Bestands aus. Nahezu stabil blieb das Vorkommen insgesamt bei 19 Arten, für weitere elf wurden Anstiege verzeichnet.

Besonders negativ sei die Entwicklung bei 15 der 22 wichtigsten, vorwiegend in der Kulturlandschaft lebenden Vertretern. Dass in der vom Menschen geprägten Landschaft in knapp zwei Jahrzehnten derartige Rückgänge zu verzeichnen sind, habe auch ihn überrascht, sagte Teufelbauer. Die Intensivierung der Landwirtschaft habe es nämlich schon vor Beginn des Monitorings gegeben. Der fortschreitend starke negative Effekt sei „ernüchternd, weil es zeigt, dass die Zunahme der Landschaftsnutzung immer weiter geht“, so der BirdLife-Forscher.

Grauammer, Rebhuhn und Girlitz

Das werde etwa anhand besonders dramatischer Einbrüche bei drei einst häufigen Arten in der Kulturlandschaft deutlich. Am stärksten fiel die Abnahme mit einem Minus von 90 Prozent bei der Grauammer aus. Beim Rebhuhn war es ein Rückgang von 82 und beim Girlitz von 81 Prozent. Auch stark unter Druck stehen die Turteltaube (minus 56 Prozent) und die Feldlerche (minus 47 Prozent). Mit dem Fasan (minus 29 Prozent), dem Rotkehlchen (minus 27 Prozent) und dem Kuckuck (minus 25 Prozent) mussten im Untersuchungszeitraum weitere bekannte Vertreter heimischer Brutvögel Federn lassen.

Grauammer

Michael Dvorak, BirdLife

Grauammer

Für die beispielhaften deutlichen Rückgänge beim Rebhuhn gebe es mehrere Gründe. Einerseits verschwinden mehr oder weniger selbst überlassene Feldränder und Brachflächen, in denen die Vögel ungestört brüten und sich verstecken können, erklärt Teufelbauer. Der zweite Faktor ist Nahrungsmangel. Obwohl sich erwachsene Rebhühner von Pflanzen ernähren, braucht ihr Nachwuchs in den ersten Lebenswochen auch tierisches Eiweiß. Da der immer stärkere Pestizideinsatz aber Insekten massiv schadet, „haben die Jungen ganz wenige Überlebenschancen“.

Wenige positive Tendenzen

Trotz einiger Beispiele für zunehmende Populationen, wie etwa bei der Türkentaube mit plus 54 Prozent, beim Feldsperling oder Feldspatz (plus 33) oder beim Grünspecht (plus 25), überwiegen laut dem Forscher „die besorgniserregenden Abnahmen bei weitem“. Diese Entwicklung sei eine Folge des großen Intensivierungsdruck des Marktes auf die Landwirtschaft, so BirdLife Österreich-Chef Gabor Wichmann in einer Aussendung. Es brauche daher ein Umdenken in der Agrarförderung: „Vor allem Kleinbauern und Bergbauern in kleinstrukturierter bunter Kulturlandschaft müssen weiterhin unterstützt werden. Simple Produktionsförderungen hingegen zementieren den Status quo, bevorzugen Großbetriebe und tragen nur wenig zur Erreichung öffentlicher Interessen bei.“

science.ORF.at/APA

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