Musik und Sprachen gut fürs Gehirn

Können sich Menschen, die eine zweite Sprache sprechen oder ein Musikinstrument gelernt haben, Telefonnummern und andere Dinge besser merken? Ja, zeigt nun erneut eine Studie. Der Grund: Das Gehirn muss sich weniger anstrengen.

Studien in den letzten Jahren haben bereits gezeigt, dass sich Hobbymusiker sowie zweisprachige Menschen vieles leichter merken. Eine aktuelle Studie liefert nun eine mögliche Erklärung: Ihr Gehirn arbeitet effektiver. Das legt zumindest der Vergleich von Gehirnscans von 41 Frauen und Männern im Alter zwischen 19 und 35 nahe.

Die Studie

Different neural activities support auditory working memory in musicians and bilinguals, Annals of the New York Academy of Sciences, 17.5.

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 18.5. um 13:55.

Denn während alle Studienteilnehmer die gleichen Merk- und Wiedererkennungsaufgaben erledigen mussten, zeigte das Gehirn von den Hobbymusikern als auch von jenen, die zweisprachig aufgewachsen sind, weniger Aktivität. Bei denjenigen, die weder ein Instrument spielten noch eine zweite Sprache konnten, arbeitete das Gehirn wiederum sichtbar mehr, erklärt der Studienautor und Neurowissenschaftler Claude Alain von der Universität Toronto gegenüber science.ORF.at. „Wir haben oft gesehen, dass sich Menschen, die ein Instrument gelernt haben oder mit einer zweiten Sprache aufgewachsen sind, Telefonnummern leichter merken oder besser im Kopfrechnen sind. Nun haben wir einen Hinweis, warum das so ist.“

Weniger Mühe

Dass die sichtbare Gehirnaktivität und die Anstrengung des Gehirns zusammenhängen, geht aus früheren Studien hervor: Normalerweise steigt die Aktivität des Gehirns, je schwieriger die Denkaufgabe wird. Im Umkehrschluss bedeutet das: Da das Gehirn bei den Musikern und zweisprachigen Personen bei derselben Merkaufgabe weniger Aktivität zeigt, muss es sich weniger anstrengen, schlussfolgern die kanadischen Forscher.

„Durch das Musizieren ebenso wie durch das Lernen einer zweiten Sprache werden unterschiedliche Areale im Gehirn vernetzt. Dieses Netzwerk lässt sich dann für andere Aufgaben nutzen“, so Alain. Dadurch bleibt dem Gehirn mehr Energie, um Informationen schneller zu verarbeiten und sich mehr Dinge zu merken.

Schnelle Musiker

Diesbezüglich scheinen die Hobbymusiker sogar noch besser zu sein als die Zweisprachigen, zumindest in dieser Studie. Nicht nur waren ihre Gehirn beim Lösen der Aufgaben weniger aktiv, sie merkten sich die Dinge auch schneller. Die Zweisprachigen waren in Sachen Schnelligkeit nur wenig besser als die Vergleichsgruppe. Laut Alain könnte die Verarbeitung von zwei Sprachen die Effizienz wieder etwas drosseln.

„Wir gehen nicht davon aus, dass ausschließlich das Musizieren und das Lernen einer Sprache das Gehirn effizienter machen. Vielmehr gilt das auch für andere erlernte Fähigkeiten wie Tanzen, bildende Kunst oder dergleichen“, so der Neurowissenschaftler. Sein Credo lautet deshalb: “Fordern sie ihr Gehirn intellektuell heraus, seien Sie offen für Neues - das macht Sie klüger.“

Geht es nach Alain hält das auch im Alter länger fit und könnte zudem Krankheiten wie Demenz hinauszögern, hofft der Forscher. Um allerdings besser verstehen zu können, wie das Lernen eines Instruments das Gehirn prägt und somit auch seine Leistung steigert, muss noch weiter geforscht werden. „Wir brauchen noch mehr Studien, die den kausalen Zusammenhang untersuchen - etwa im Rahmen einer Langzeitstudie, wo man Hobbymusiker von Beginn an über Jahre begleitet.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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