Lexikon bedeutender Forscherinnen Österreichs

Ein neues Lexikon hat „Biografien bedeutender österreichischer Wissenschafterinnen“ gesammelt und sich auf das Wirken von Frauen nach 1945 konzentriert.

Die bedeutende Rolle der Frauen in der heimischen Wissenschaftsgeschichte wurde 2002 erstmals in dem Lexikon „Wissenschafterinnen in und aus Österreich“ dokumentiert. Darin wurden rund 350 Forscherinnen-Porträts erfasst - die ersten Frauen, die sich in Österreich habilitieren konnten, die ersten Dozentinnen und Professorinnen.

Für die Herausgeberinnen, die beiden Wiener Wissenschaftshistorikerinnen Brigitta Keintzel und Ilse Korotin, war es „nicht nur die Geschichte einiger weniger“, sondern vielmehr eine breite Emanzipationsbewegung, weshalb sie damals eine „grundlegende Revidierung der bisherigen Sichtweise auf die österreichische Wissenschaftsgeschichte“ forderten.

Bis in die Gegenwart

Korotin zeichnet auch für die Herausgabe des neuen Lexikons verantwortlich, gemeinsam mit Nastasja Stupnicki. Sie konzentrierten sich mit den rund 300 neuen Biografien vorwiegend auf das frauenspezifische Wirken von Wissenschaftlerinnen nach 1945 (Geburtsjahre 1930-1950), ergänzten aber auch frühere Jahrgänge.

Das Buch

Ilse Korotin, Nastasja Stupnicki (Hg.): „Biografien bedeutenden österreichischer Wissenschafterinnen“, Böhlau Verlag

„Es gab nach Erscheinen des ersten Bandes von verschiedener Seite Hinweise auf Wissenschaftlerinnen, die auch in so ein Lexikon hineingehören. Die haben wir in die ‚biografiA.datenbank und lexikon österreichischer frauen‘ und nun in den neuen Band aufgenommen“, sagte Korotin.

In der neuen Dokumentation enthalten sind etwa die Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny, die ehemalige Nationalbankpräsidentin Maria Schaumayer, die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, die ehemalige Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter, die Psychologin Brigitte Rollett und die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak. Durch den zeitlichen Schwerpunkt enthält der Band auch eine ganze Reihe jener Generation von Frauen, „die die Frauenforschung an der Universität begründet haben, so wie Herta Nagl oder Ingvild Birkhan im Bereich der Philosophie, Eva Kreisky in der Politikwissenschaft oder Edith Saurer in den historischen Wissenschaften“, so Korotin.

Auch Vertriebene enthalten

Ein Anliegen war den Herausgeberinnen auch, den Exilbereich zu erarbeiten. „Es sind einige sehr schöne Biografien enthalten, die erst durch das Gedenkbuch der von der Universität Wien vertriebenen Studentinnen und Studenten zustande gekommen sind“, sagte Korotin.

Ein Beispiel ist die Archäologin und Ethnologin Margarete Mostny. Geboren 1914 in Linz, studierte sie Ägyptologie, Afrikanistik und Prähistorie an der Uni Wien. Als Jüdin musste sie aber nach dem „Anschluss“ trotz bereits approbierter Dissertation die Uni Wien ohne Abschluss verlassen. Über mehrere Stationen emigrierte sie nach Chile, wo sie eine bemerkenswerte Karriere als Wissenschaftlerin machte und u.a. von 1964 bis 1982 Direktorin des Chilenischen Nationalmuseums für Naturkunde war.

science.ORF.at/APA

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