Audiovisuelles Archiv gegen das Vergessen

Im Jubiläumsjahr der Republik Österreich ist nun eine Videodatenbank mit Zeitzeugen-Interviews online gegangen. Präsentiert wird das Projekt, das auch eine App für Android beinhaltet, heute, Donnerstag, im Bundeskanzleramt.

Das Audiovisuelle Archiv (AVA) umfasst derzeit rund 60 Interviews, werde aber laufend erweitert, berichtete AVA-Geschäftsführer Andreas Filipovic.

„Die klassischen Zeitzeugen, die Überlebenden des Holocaust, als Generation sterben“, skizzierte Filipovic das Problem, das eine Reihe junger Wissenschaftler und Filmschaffender dazu veranlasst hat, sich Gedanken darüber zu machen, wie man deren Erfahrungen auch für künftige Generationen erhalten kann.

Keine reinen Audios

„Im Zentrum stand für uns die Vermittlung“, die Inhalte sollten für junge Menschen interessant sein, sagte Filipovic. Nicht infrage kamen deshalb die Audio-Aufzeichnungen von Zeitzeugen aus den 1980er- und 1990er-Jahren. „Schüler können einem Audio-Dokument nicht länger als eine halbe Stunde folgen“, so der AVA-Geschäftsführer.

Ganz dem Zeitgeist entsprechend erstellte das AVA-Team deshalb in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine Internetseite samt Videodatenbank, einen Webplayer und eine Android-App. Letztere ermöglicht es mittels Geodaten, die Videos „auch zu erwandern“ und vor Ort des Geschehens betrachten zu können. Zusätzlich wurde eine spezielle Suchfunktion installiert. Damit kann man die Videos nach Schlagwörtern durchforsten und genau den Ausschnitt sehen, der das gesuchte Wort beinhaltet.

Sammlung von „Oral History“

„Die Idee des Archivs war es, die vielen von kleinen Initiativen oder Dokumentarfilmern gemachten Zeitzeugen-Videos der vergangenen Jahrzehnte zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagte Filipovic. Genau das soll auch in Zukunft geschehen. Alle österreichischen Institutionen oder Initiativen, die mit „Oral History“ arbeiten, seien eingeladen, unter Wahrung ihrer Datengrundrechte Beiträge auf die Seite zu laden.

Dabei beschränke sich die Datenbank nicht nur auf Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus. „Wir haben den Begriff breiter gefasst“, erklärte Filipovic. So seien zum Beispiel auch Interviews zu Flucht und Migration der jüngeren Zeit zu finden.

Die Benutzung des von Bundeskanzleramt, Sozialministerium, Stadt Wien und Wirtschaftsagentur Wien geförderten AVA ist kostenlos und erfüllt die Standards der Europeana Collections, einem europäischen Projekt zum Austausch historischer Quellen. Es ist daher auch für Forschung und Wissenschaft interessant.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: