Bekanntes Krebsmittel könnte noch effektiver sein

Bestimmte Krebszellen kann man zielgerichtet bekämpft, während das umgebende Gewebe geschont wird. Ein Mittel dieses Typs gegen Lungenkrebs könnte noch wirksamer sein als bisher gedacht, wie Wiener Mediziner jetzt bei Mäusen entdeckt haben.

Herwig Moll, Emilio Casanova und deren Co-Autoren vom Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung und von der Medizinuni Wien haben dazu eine Studie in „Science Translational Medicine“ veröffentlicht.

Suche nach bestimmten Mutationen

Vor Jahren wurde bereits das Konzept der „zielgerichteten Therapie“ in die Onkologie eingeführt. Die Pharmaindustrie entwickelte dazu Wirkstoffe, die ganz gezielt das Wachstum von Tumorzellen blockieren, wenn diese bestimmte genetische Mutationen aufweisen, welche die Erkrankung aggressiver machen.

Ein Beispiel dafür sind nicht-kleinzellige Lungenkarzinome, die eine Mutation eines bestimmten Rezeptors (EGFR) aufweisen. Mit Substanzen der ersten Generation (etwa Gefitinib) konnte bei einem Teil der Patienten vorübergehend ein guter Behandlungserfolg erzielt werden.

Illustration eines EGFR-Proteins

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Illustration eines EGFR-Proteins

Allerdings haben deutlich mehr Patienten eine Mutation im KRAS-Gen der Tumorzellen. Weil aber bisher Arzneimittel fehlten, um das zu beeinflussen, wurde bei Lungenkrebskranken bisher keine Testung auf solche Mutationen vorgenommen. In der Therapie der Lungenkarzinome mit EGFR-Mutationen wurden hingegen Wirkstoffe neuerer Generationen entwickelt (z.B. Afatinib), gegen welche Tumorzellen weniger Resistenzen entwickeln können.

Mäuse überlebten länger

Bisher galt das Dogma, dass eine Anwendung der EGFR-Hemmer bei einer Mutation im KRAS-Gen von Tumorzellen unwirksam und nicht sinnvoll sei. Genau das stellen die Wiener Wissenschaftler mit ihrer neuen Arbeit mit Mausmodellen infrage. Offenbar bedeutet eine völlige Blockade der EGFR-Rezeptoren auch eine Beeinträchtigung des KRAS-Signalwegs. An Mäusen zeigten sich ein langsameres Wachstum der Tumorzellen und ein signifikant längeres Überleben der Tiere.

Die Erkenntnisse könnten für klinische Studien bei Patienten mit Lungenkarzinom und KRAS-Mutationen unter Verwendung von Afatinib oder anderen Wirkstoffen, welche vier weitere Rezeptoren blockieren, sprechen.

„Wir freuen uns über die Schlussfolgerung aus unseren Experimenten, dass Afatinib offensichtlich eine rationale Therapie für eine große Anzahl von Lungenkrebspatienten sein kann“, wurde Casanova in einer Aussendung zitiert. Das Prinzip kann aber erst dann breit angewendet werden, wenn positive Resultate aus klinischen Untersuchungen an Patienten vorliegen. Dann könnte eventuell das Anwendungsgebiet solcher Medikamente erweitert werden.

science.ORF.at/APA

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