Ausgestorbener Primat als Grabbeigabe

In China haben Forscher eine bisher unbekannte, ausgestorbene Gibbonart entdeckt. Das Skelett des Primaten befand sich im Grab einer adeligen Frau, die vor etwa 2.200 bis 2.300 Jahren begraben wurde.

Ein Leopard, ein Luchs, ein Kranich, ein asiatischer Schwarzbär und ein Gibbonaffe – das war die luxuriöse Ausstattung, mit der sich eine chinesische Adelige im dritten Jahrhundert vor Christus begraben ließ.

Es wird vermutet, dass es sich bei der Frau um die Großmutter von Qin Shihuang, dem Gründer des Kaiserreiches China, handelt. Gefunden hat man sie und ihre Grabtiere 2004 bei Ausgrabungen in der chinesischen Provinz Shaanxi, wo sich im Altertum die Stadt Chang’an befand.

Die Schädelknochen von Junzi imperialis

Samuel Turvey/ZSL

Die Schädelknochen von Junzi imperialis

Nun hat man das Skelett des Gibbons genauer unter die Lupe genommen, und dabei stellte sich heraus, dass es seinesgleichen nicht mehr gibt. Untersuchungen von Schädel und Zähnen zeigten, dass er sich von allen bekannten Gibbonarten unterscheidet. Gibbons, auch „kleine Menschenaffen“ genannt, zählen nicht zur Familie der eigentlichen Menschenaffen, sondern bilden eine eigene Familie unter den Primaten.

Die Forscher rund um den britischen Zoologen Samuel Turvey nannten den neu entdeckten kleinen Menschenaffen „Junzi imperialis“. Junzi ist ein Ausdruck aus der chinesischen Philosophie, der sich am ehesten mit Gentlemen übersetzen lässt. Es ist bekannt, dass die Adeligen des chinesischen Altertums Gibbons gerne als Luxushaustiere hielten und dass die Tiere bis ins 18. Jahrhundert in der Provinz Shaanxi vorkamen. Bisher ging man davon aus, dass es sich dabei um bekannte Arten handelte. Die neue Entdeckung lässt vermuten, dass die Art durch menschliche Einflüsse ausgerottet wurde.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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