Sauberer Strom wird nicht ausreichen

Wenn es um die Ziele des Pariser Klimaabkommens geht, liegt der Fokus oft auf dem Ausbau „sauberer“ Stromerzeugung. Doch die wird laut einer neuen Studie nicht ausreichen, auch der fossile Energiebedarf in Industrie, Verkehr und Heizung müsste massiv zurückgehen.

Die Emissionen aus diesen Sektoren könnten laut den Analysen das Ziel, die weltweite Klimaerwärmung auf ein Plus von 1,5 bzw. zwei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen, in weite Ferne rücken, selbst wenn sonst eine strenge Klimapolitik umgesetzt und Strom nahezu vollständig aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird.

Studie

”Residual fossil CO2 emissions in 1.5-2°C pathway”, Nature Climate Change., 25.6.2018

Konzentriert haben sich die Wissenschaftler - darunter auch Forscher des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien - auf sogenannte „Rest-Emissionen“, wie den CO2-Ausstoß aus Bereichen wie der Schwerindustrie, dem gesamten Transportsektor sowie beim Heizen und Kühlen von Gebäuden.

Deutliche Verringerung des Energiebedarfs nötig

„Diese Sektoren sind viel schwieriger CO2-frei zu bekommen als unsere Energieversorgung, da es hier keine so offensichtlichen Alternativen wie die Erzeugung von Wind- und Solarstrom gibt“, so Shinichiro Fujimori vom Nationalen Institutes für Umweltstudien (NIES) in einer Aussendung.

Die Gesamtmenge an CO2, das noch ausgestoßen werden kann, ohne dass die Klimaziele unhaltbar werden, sei ohnehin bereits relativ klein, so die Schätzungen. Dazu komme, das „ein Großteil der Rest-Emissionen aufgrund der vorhandenen Infrastrukturen und der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bereits fest im System drinnen ist“, sagte Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Die neue Analyse zeige umso mehr, dass es zur Stabilisierung der Erwärmung abseits einer raschen und vollständigen Dekarbonisierung der Energieversorgung auch eine deutliche Reduktion des Energiebedarfs und eine Elektrifizierung in den untersuchten Bereichen brauche. Ist das nicht der Fall, steige die Abhängigkeit von nicht zuletzt aufgrund von Umweltbedenken kontrovers diskutierten und großteils noch wenig entwickelten Technologien zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre, rechnen die Wissenschaftler vor.

science.ORF.at/APA

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