Sonnencremes können Meerestieren schaden

Rund 14.000 Tonnen Sonnencremes landen laut Schätzungen jedes Jahr im Meer. Forscher warnen: Die UV-Filter in den Produkten können schädlich für Korallen und andere Meerestiere sein.

Der US-Bundesstaat Hawaii verabschiedete deshalb im Mai ein Gesetz, das den Verkauf von Sonnencremes mit bestimmten Chemikalien darin verbietet. Am 1. Jänner 2021 tritt es in Kraft (Bericht in der „New York Times“). „Das ist ein historisches Gesetz für unsere Meere“, sagt der demokratische Bundesstaats-Senator Mike Gabbard der Deutschen Presse-Agentur.

„Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren zurückschauen können und sehen, dass dies der Moment war, an dem wir der Verschmutzung den Kampf angesagt haben, und dass das Gesetz auf der ganzen Welt kopiert wurde.“ Zuvor gab es unter anderem in einigen Teilen Mexikos und an einigen UNESCO-Weltnaturerbestätten ähnliche Verbote.

Zwei schädliche UV-Filter

Das Problem sehen Experten derzeit vor allem in zwei Inhaltsstoffen: Octinoxat und Oxybenzon, beide in Hawaii nun verboten. Sie werden in Sonnencremes als UV-Filter benutzt, sollen die Haut vor der Ultraviolettstrahlung der Sonne schützen. „Diese Chemikalien sind inzwischen überall in der Natur zu finden, von der Arktis bis hin zu abgelegenen Korallenriffen im Südpazifik“, sagt Craig Downs vom Haereticus-Labor in Virginia. Eine mögliche Folge seien Schäden am Erbgut von Fischen und Korallen.

Natürlich sind die Chemikalien in Sonnencremes nicht die einzige Gefahr für Meere und Korallenriffe - aber Experten hoffen, dass sich dieses Problem vergleichsweise einfach in den Griff bekommen lässt. Rund 14.000 Tonnen Sonnencreme landen Schätzungen zufolge jedes Jahr im Meer. Wo besonders viele Touristen sind - wie in Hawaii mit seinen rund neun Millionen Besuchern jährlich - ist der Schaden im Meer besonders deutlich. „Meine Prognose ist, dass es bald keine lebenden Korallenriffe in Hawaii mehr geben wird, die Touristen besichtigen können“, sagt Downs.

Keine Bewertung in der EU

3-Benzylidencampher ist ein Beispiel für einen UV-Filter, der in der EU aus Kosmetik verbannt wurde, weil durch die Hormon-Wirkung schädliche Folgen für Organismen in Gewässern angenommen werden.

Zu den beiden auf Hawaii beanstandeten Substanzen gebe es noch keine endgültige Bewertung im Rahmen der europäischen Chemikalienverordnung, erklärt Jürgen Arning, Experte am deutschen Umweltbundesamt. Für ihn ist der Fall Hawaii eine Ausnahme. „Es gibt eigentlich fast nie die Situation, dass man ein Umweltproblem klar auf eine bestimmte Chemikalie zurückführen kann. Es kommen mehrere Faktoren zusammen.“

Gisela Gross und Christina Horsten, dpa

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