LBI will „Weltkarte der Folter“ erstellen

Heute ist Internationaler Tag zur Unterstützung von Folteropfern. Zu diesem Anlass will das Ludwig Boltzmann Institut (LBI) für Menschenrechte eine „Weltkarte der Folter“ erstellen – das Geld dafür soll über Crowdfunding hereinkommen.

Kurz nachdem eine Person verhaftet wird, wenn also die Polizei ein großes Interesse an einem Geständnis hat - dann ist das Risiko gefoltert zu werden am höchsten, so Moritz Birk vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte in Wien.

Er nennt die Bedingungen, wie Folter am wirkungsvollsten verhindert werden kann: „Möglichst schnell Zugang zu einem Anwalt haben, die Familie über die Haft informieren, der möglichst rasche Zugang zu einem unabhängigen Richter, medizinische Untersuchungen, um sicherzustellen, dass nicht gefoltert wird, und die Behörden abschrecken, Folter anzuwenden.“

Plattform für Forschung und Betroffene

Gute Politik muss sich auf Wissen, nicht auf Emotionen stützen, sagt der Menschenrechtsforscher. Eine neue Plattform im Internet – ein „Atlas of Torture“ - soll dieses Wissen nun zugänglich machen. Er soll Fragen beantworten wie: In welchen Ländern ist Folter bekannt? Welche Gesetze und internationale Übereinkommen gibt es zum Schutz vor Folter? Die „Weltkarte der Folter“ soll auch Infos zu besonders gefährdeten Gruppen liefern wie Frauen, Kinder und homosexuelle Menschen.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 26.6., 13:55 Uhr.

Aktivisten, Forscherinnen, Anwälte und Medizinerinnen auf der ganzen Welt sollen sich über die Plattform austauschen und gemeinsam Lösungen entwickeln, Opfer von Folter in Zukunft mithilfe des „Atlas of Torture“ schnell herausfinden, wo ihnen geholfen wird. Anlässlich des Internationalen Tages für die Unterstützung von Folteropfern wird eine Datenbank mit dem gesammelten Wissen der Forschenden online zur Verfügung gestellt.

Alle weiteren Elemente sollen mithilfe der Allgemeinheit finanziert und laufend eingebaut werden. Moritz Birk: „Es wird immer schwieriger, die nötigen Gelder für wichtige Forschungsprojekte aufzutreiben. Deswegen ist es für uns ganz wichtig, dass sich auch die Allgemeinheit daran beteiligt, um zu zeigen, dass wir uns gegen Folter einsetzen.“ Gelingen soll das via Crowdfunding - 50.000 Euro sind notwendig, über 9.000 waren am 26. Juni bereits gespendet.

Lena Hallwirth, Ö1-Wissenschaft