Komplexe Bausteine des Lebens nachgewiesen

Der Saturnmond Enceladus gilt bei der Suche nach außerirdischem Leben als besonders vielversprechender Ort. Deutsche Forscher haben nun komplexe organische Moleküle auf dem Eismond nachgewiesen.

Die dazu ausgewerteten Daten allein erlauben jedoch keine definitive Antwort auf die Frage, ob der Entstehung dieser Moleküle Prozesse biologischen Ursprungs zugrunde liegen, wie die Universität Heidelberg am Donnerstag mitteilte.

„Organische Moleküle einer außerirdischen Wasserwelt“

Enceladus verbirgt unter seiner Eiskruste einen globalen Ozean aus flüssigem Wasser. Ein Detektor der Raumsonde „Cassini“ spürte von Enceladus ins All geschleuderte Eisteilchen auf. Bei der Untersuchung der entsprechenden „Cassini“-Daten fanden die Forscher nun organische Substanzen in hohen Konzentrationen. Sie weisen nach Angaben der Universität die typischen Strukturen von sehr komplexen makromolekularen Verbindungen auf.

„Dies ist der erste Nachweis großer organischer Moleküle einer außerirdischen Wasserwelt“, erklärte der Planetologe Frank Postberg, Leiter der in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie über die Entdeckung und Wissenschaftler am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg. „Sie können nur durch ebenfalls komplexe chemische Prozesse erzeugt werden.“

Geysire auf Enceladus

NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Geysire auf Enceladus

Via Eisfontänen ins Weltall

Enceladus schleudert die Eisteilchen in Form von mehreren hundert Kilometer großen Eisfontänen ins All, die vermutlich mit warmen Hydrothermalsystemen im Kern des Saturnmonds in Verbindung stehen. Dabei werden aus dem Gesteinskern auch organische Verbindungen ausgewaschen, die sich im Wasserozean ansammeln und dann an die Oberfläche transportiert werden.

Die Ozeanoberfläche befindet sich den Angaben zufolge in Spalten der Eiskruste nur wenige hundert Meter unter der eisigen Oberfläche von Enceladus. Postberg zufolge sind die großen organischen Moleküle allerdings nicht wasserlöslich. Sie bestehen aus komplexen Mischungen ringfömiger und linearer Bestandteile mit funktionellen Gruppen, die Sauerstoff und vermutlich Stickstoff enthalten, und werden teilweise aus Hunderten von Atomen gebildet.

„Wahrscheinlich sorgen Gasbläschen für ihren Transport an die Ozeanoberfläche, wo sie einen organischen Film bilden“, erläuterte der Wissenschaftler Nozair Khawaja, der die begleitenden Laborexperimente mit organischen Substanzen leitete. „Es scheint, als würde Enceladus sein organisches Inventar so aus den Tiefen des Ozeans in stark erhöhten Konzentrationen an die Wasseroberfläche bringen - von dort aus wird es mit Ozeantröpfchen ins Weltall geschleudert.“

Hydrothermale Aktivität im Kern von Enceladus und der Aufstieg organisch angereicherter Bläschen

ESA

Ein Erbe von „Cassini“

Mit den Daten des „Cassini“-Detektors konnten die Heidelberger Forscher nicht nur die Zusammensetzung des Enceladus-Ozeans, sondern auch die komplexe organische Chemie in dessen Tiefen untersuchen. „Die Entdeckung makromolekularer Verbindungen, die aus einer moderat warmen Wasserumgebung stammen, wird das Interesse an solchen Eismonden als mögliche Habitate extraterrestrischen Lebens weltweit befeuern“, betonte der Heidelberger Wissenschaftler Mario Trieloff vom Klaus-Tschira-Labor für Kosmochemie.

Die amerikanisch-europäische „Cassini-Huygens“-Mission wurde 1997 von NASA und ESA sowie der italienischen Raumfahrtagentur ASI gestartet. Von 2004 an befand sich „Cassini“ im Saturnsystem. Die Sonde wurde 2017 kontrolliert zum Absturz gebracht und verglühte in der Saturnatmosphäre. Die Daten, mit denen die Heidelberger Forscher arbeiteten, sind Bestandteil eines Datensatzes, der über 13 Jahre gesammelt wurde und die Wissenschaft weiter beschäftigen wird.

Richard Heister, AFP

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