Meeresspiegelanstieg kostet Billionen

Der Meeresspiegel steigt - selbst dann, wenn es gelingt, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Die Kosten würden sich in diesem Idealfall auf rund zehn Billionen Dollar im Jahr 2100 belaufen. Ohne Klimaschutzmaßnahmen wäre es deutlich mehr.

Geht es nach Forschern aus England, Dänemark und Deutschland, ist im besten Fall mit einem Meeresspiegelanstieg von durchschnittlich 52 Zentimetern zu rechnen. Dann nämlich, wenn die Vorgaben des Pariser Klimavertrags umgesetzt werden. Maximal 1,5 Grad plus lautet das Ziel, das sich 195 Staaten im Rahmen des Klimaabkommens gesetzt haben, darunter auch China, Indien und Österreich. Angesichts des schleppenden Fortschritts in der Klimapolitik wird aber immer wieder bezweifelt, ob dieses Ziel noch zu erreichen ist.

Bester und schlimmster Fall im Vergleich

Die Konsequenzen eines solchen Misserfolgs machen nun die Ozeanographin Svetlana Jevrejeva vom britischen National Oceanographic Centre und ihre Kollegen deutlich. Belaufen sich im Jahr 2100 die Kosten durch überschwemmte Küstengebiete und Inseln im Falle des „Best Case“-Szenarios (plus 1,5 Grad Celsius) noch auf rund zehn Billionen US-Dollar, sind es im Falle von plus zwei Grad knapp 12 Billionen. Zur Erinnerung: Diese Zahl hat bereits zwölf Nullen. Im Fall ungebremster Emissionen rechnen die Forscher mit Kosten von 14 bis zu 27 Billionen US-Dollar. Nach heutigem Wechselkurs wären das ca. 23 Billionen Euro.

Durch Überschwemmmungen zerstört: Ruine eines Gebäudes am Strand

Issouf SANOGO / AFP

Meeresspiegelanstieg an der Elfenbeinküste: Hier befand sich einst die Terrasse eines Hotels

„Diese Kosten entstehen, wenn der Meeresspiegel im schlimmsten Fall um durchschnittlich 1,8 Meter steigt. Die Kosten würden dann 2,8 Prozent des globalen Bruttoinlandproduktes (BIP) des Jahres 2100 ausmachen“, erklärt die Ozeanographin Jevrejeva.

Die Studie

„Flood damage costs under the sea level rise with warming of 1.5 ºC and 2 ºC“, Environmental Research Letters (3.7.2018).

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Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher nach Berechnung des Meeresspiegelniveaus in unterschiedlichen Klimaerwärmungs-Szenarien bis zum Ende des Jahrhunderts und der damit verbundenen Konsequenzen - sprich: allfällige Überschwemmungsschäden und zusätzliche Schutzmaßnahmen an den Küsten. Dabei haben die Forscher auch regionale Unterschiede miteingerechnet, das Resultat: Der Meeresspiegel wird besonders in tropischen Küstengebieten ansteigen. „Die extremen Anstiege werden vor allem der Wirtschaft von sich entwickelnden Küstennationen schaden und niedrig liegende Küstengebiete unbewohnbar machen.“

Höchste Gesamtkosten für China

Den relativ größten finanziellen Schaden werden dabei Länder wie Kuwait (24% des BIP), Bahrain (11%), Vereinigte Arabische Emirate (9%) und Vietnam (7%) haben, so die Studie.

Auch die Küsten Chinas sehen die Klimaforscher stärker bedroht. Da sich hier das Küstengebiet über tausende Kilometer zieht, rechnen Jevrejeva und ihre Kollegen damit, dass China 2100 in absoluten Zahlen sogar den größten Anteil der Kosten tragen wird. Egal, welches Szenario in diesem Jahr Realität wird.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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