Warum Nachtarbeit den Stoffwechsel stört
Wer nachts wach ist und untertags schläft, tut dem Körper auf die Dauer nichts Gutes. So ein Lebensstil erhöht nämlich unter anderem das Risiko für Adipositas und Diabetes, die letztendlich zu Herzkreislauferkrankungen und Krebs führen können. Warum ist das so?
Studie
”Separation of circadian- and behavior-driven metabolite rhythms in humans provides a window on peripheral oscillators and metabolism”, PNAS, 9.7.2018
Schuld ist nicht – wie bisher angenommen – der suprachiasmatische Kern im Gehirn, sozusagen die innere Hauptuhr, sondern die „peripheren Oszillatoren“ in den Verdauungsorganen Leber, Darm und Bauchspeicheldrüse. Das sind innere Uhren, die ihrem eigenen Takt folgen. Sie passen sich einem verkehrten Schlaf-Wachrhythmus schnell an, wie nun ein Team rund um den Schlafforscher Hans Van Dongen von der Washington State University herausfand - im Gegensatz zur „Kernuhr“, die orientiert sich nämlich primär am Tageslicht.
Widersprüchliche Signale
Die Forscher untersuchten Blutproben von Versuchspersonen, die im Schlaflabor drei Tage lang den Rhythmus von Nachtarbeitern simulieren mussten - und verglichen sie mit denen von Personen, die einen normalen Schlafrhythmus einhielten. Besonderes Augenmerk legten sie dabei auf Metaboliten, also chemische Verbindungen, die durch den Stoffwechsel entstehen.

APA/AFP/Ricardo ARDUENGO
Nachtarbeit: Was in vielen Industrien zum Alltag gehört, haben die Forscher im Labor simuliert
Resultat: Die innere Uhr von Leber, Darm und Bauchspeicheldrüse hatte sich um zwölf Stunden verschoben, während sich jene des Gehirns nur um zwei Stunden umgestellt hatte. „Manche biologischen Signale sagen, dass es Tag ist. Andere sagen, dass es Nacht ist. Und das bringt den Stoffwechsel durcheinander“, erklärt Van Dongen.
Zu klären wäre noch: Kommt die Verschiebung nur durch den veränderten Schlafrhythmus zustande - oder auch dadurch, dass man zu anderen Zeiten isst? Van Dongen hofft jedenfalls Mittel zu finden, um die inneren Uhren künstlich zu synchronisieren. Das könnte die gesundheitlichen Folgen von Nachtschichten minimieren.
Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft