Plastikbälle gegen Wasserknappheit

Millionen von kleinen Plastikbällen in Wasserspeichern: Was spektakulär aussieht, soll im hitzegeplagten Kalifornien das knappe Trinkwasser schützen. Forscher weisen nach: Die „Shade Ball“-Methode funktioniert tatsächlich – unter bestimmten Umständen.

Die jahrelange Dürre in Kalifornien hat eine auf den ersten Blick kuriose Idee hervorgebracht. Um die Trinkwasserreserven zu schützen, schwimmen seit 2015 auf der Oberfläche des größten Wasserspeichers von Los Angeles knapp 100 Millionen schwarze Plastikbälle. Sie sollen das Wasser vor Sonneneinstrahlung schützen und damit die Trinkwasserqualität sicherstellen.

Notwendig ist die Beschattung, weil den offenen Wasserspeichern zur Konservierung Chlor zugesetzt wird. Unter Sonnenstrahlung kann dieses mit anderen Substanzen im Wasser reagieren und krebserregende Stoffe erzeugen. Außerdem sollen die Schattenspender das Algenwachstum reduzieren. Die Bälle haben auch einen positiven Nebeneffekt: Sie verringern die Verdunstung der Wasservorräte.

Die schwarzen Plastikbälle in Kalifornien

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Die Plastikbälle im Los Angeles Reservoir

Die Bälle bestehen aus dem Kunststoff Polyethylen, sind innen hohl und haben einen Durchmesser von zehn Zentimetern. Optisch ähneln sie damit den bunten Plastikkugeln in einem Bällebad – mit dem Unterschied, dass sie schwarz sind.

Was auf den ersten Blick kontraproduktiv erscheint, ist wohl durchdacht, hat die Geophysikerin Mika McKinnon bereits vor drei Jahren in einem Blogbeitrag beschrieben: Die schwarzen Bälle absorbieren das Sonnenlicht und lassen keine UV-Strahlung durch. Hellere Farben würden hingegen mehr Sonnenlicht durchlassen oder es reflektieren – und ihren Zweck als Schattenspender damit nicht erfüllen. Außerdem sind die schwarzen Bälle durch ihre Beschichtung aus Industrieruß robuster und werden vom UV-Licht nicht so schnell zerstört.

Gutes Plastik – böses Plastik?

Während Plastik im Wasser weltweit als Problem gilt, soll es in Kalifornien Teil einer Lösung sein. Da liegt es nahe, dass die Methode auch Kritik hervorruft. Ein Problem besteht darin, dass sich die schwarzen Bälle aufheizen. Dadurch könnten sich Wärmeschichten am Wasser bilden, die das Bakterienwachstum begünstigen. Außerdem wird befürchtet, dass die Plastikbälle Schadstoffe ans Wasser abgeben können – wenngleich das Beschichtungsmaterial als lebensmittelsicher eingestuft ist. Ob die „Shade Balls“ die Wasserqualität tatsächlich verbessern, ist noch nicht belegt. Fest steht, dass sie die Verdunstung reduzieren, weshalb sie sich in Kalifornien, wo es immer wieder zu Trinkwassermangel kommt, großer Beliebtheit erfreuen.

Die schwarzen Plastikbälle in Kalifornien

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Die Bälle vor ihrem Einsatz

In einer soeben im Fachmagazin “Nature Sustainability“ veröffentlichten Studie haben Forscher des Massachusetts Institute of Technology rund um Erfan Haghigi die Methode nun auf ihre Nachhaltigkeit überprüft. Denn durch die Bälle wird zwar in Kalifornien Wasser gespart, ihre Erzeugung verbraucht allerdings an anderer Stelle große Mengen an Wasser.

Konkret spart der Einsatz der Bälle am Los Angeles Reservoir laut Studie 1,15 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Je nach Materialstärke werden für die Produktion aber 0,25 bis 2,9 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht. Damit der Einsatz der „Shade Balls“ also nachhaltig ist, müssen sie bis zu zweieinhalb Jahre am Wasser bleiben, so die Forscher.

Julia Geistberger, science.ORF.at

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