EU-Mitgliedsländer wollen mehr mitreden

Mehr Mitsprache der Mitgliedsländer bei den Planungen zur Umsetzung des 9. EU-Forschungsprogramms „Horizon Europe“: Dafür plädierte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Dienstag nach einem Treffen der EU-Forschungsminister in Wien.

Die Eckpunkte von „Horizon Europe“ wurden laut Faßmann bei der informellen Ratssitzung sehr positiv aufgenommen, erklärte der Minister bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit EU-Forschungskommissar Carlos Moedas. Die tieferliegenden Fragen, etwa dazu, wer über die Themen in dem Rahmenprogramm entscheidet, das mit 100 Mrd. Euro ein gegenüber seinem Vorgänger „Horizon 2020“ um 23 Mrd. Euro höheres Budget haben soll, gebe es noch Gesprächsbedarf. Hier zu tragfähigen Lösungen zu kommen, sei „auf europäischer Ebene nicht ganz trivial“, sagte Faßmann.

"Antworten auf brennende Fragen“

Ganz zentral sei jedenfalls die im Rahmen des Programms vorgesehene Konzentration auf „missionsgetriebene Wissenschaft“, die sich mit virulenten Problemen unserer Zeit und absehbaren zentralen Zukunftsfragen beschäftigen soll, betonte Moedas. Vor allem müsse man sich mehr darum bemühen, der Bevölkerung bewusster zu machen, was die europäische Wissenschaft leisten kann. Die Menschen würden sich „Antworten auf brennende Fragen der Gegenwart und der Zukunft“, etwa bei Gesundheitsthemen oder zum Umgang mit dem Klimawandel wünschen, sagte Faßmann.

Beim Setzen der konkreten Forschungs- und Innovationsmissionen wünschen sich die EU-Forschungsminister mehr Flexibilität als das seitens der Kommission in der Vergangenheit der Fall war. Auch weil man laut Faßmann anno 2018 einfach nicht sagen könne, welche Forschung und welche Innovationen in den Jahren 2021 bis 2027 tatsächlich gebraucht würden. Moedas zeigte sich dazu durchaus offen. So habe etwa der Ebola-Ausbruch 2014 gezeigt, wie schnell sich Problemlagen verändern können.

Ende der Verhandlungen nicht vorhersehbar

Viel Verständnis für die Kritik an zu niedrigen Steigerungen im Bereich der Grundlagenforschung etwa durch die österreichischen Universitäten, zeigte Faßmann nicht. „Klagen ist des Forschers Gruß“, so der Minister, der auf das steigende Budget des Europäischen Forschungsrates (ERC) verwies, für den insgesamt 16,6 Mrd. Euro vorgesehen sind; bisher waren es 13 Mrd. Euro.

Die von der Kommission vorgeschlagene Dotierung des künftigen Forschungsrahmenprogramms mit 100 Mrd. Euro bezeichnete Moedas jedenfalls als „sehr symbolträchtig für Europa“. Dass bis Mittwoch derart hochkarätige Delegationen in Wien darüber berieten, illustriere überdies die Wichtigkeit des Themas. Faßmann betonte, dass „Horizon Europe“ in seiner Endfassung nicht während der österreichischen Ratspräsidentschaft stehen müsse - auch wenn es Stimmen gebe, die das gerne so hätten. „Wir schauen“, so der Minister zu einem möglichen Abschluss noch heuer.

science.ORF.at/APA

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