Im Netz regiert der Judenhass

Antisemitismus hat im digitalen Zeitalter extrem zugenommen. Auch die Sprache judenfeindlicher Botschaften wird immer extremer: Das geht aus einer Studie der Technischen Universität Berlin hervor.

„Jetzt ist empirisch belegt, was wir schon lange empfinden: Der Antisemitismus in den sozialen Medien nimmt zu und wird aggressiver“, kommentierte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Forschungsergebnisse.

Die „verbale Radikalisierung und Enthemmung“ im Internet erfülle den Zentralrat mit „tiefer Sorge“. „Antisemitismus im Netz ist kein virtueller Antisemitismus, sondern eine echte Bedrohung“, mahnte Schuster.

Wiederkehrende Stereotype

Laut der Studie mit dem Titel „Antisemitismus 2.0“ tauchen antisemitische Stereotype und Verschwörungstheorien täglich tausendfach in sozialen Netzwerken auf. Bei judenfeindlichem Gedankengut handele es sich um ein allgegenwärtiges und „gesamtgesellschaftliches Phänomen“.

Die Verfasser der Hasskommentare bedienten sich „trotz unterschiedlicher politischer oder ideologischer Einstellungen“ immer derselben Stereotype und Argumente, um Juden abzuwerten. Bei vielen von ihnen stellten die Forscher der TU außerdem eine „ausgeprägte emotionale Dimension“ fest.

Für die Langzeitstudie untersuchte die Forschergruppe über einen Zeitraum von vier Jahren die Verbreitung antisemitischer Stereotype und Beleidigungen in sozialen Medien. Die Forscher werteten dazu rund 265.000 Kommentare aus.

science.ORF.at/dpa

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