Grabungen in Ephesos voll angelaufen

Nach politischem Streit zwischen der Türkei und Österreich durften heimische Archäologen seit September 2016 nicht mehr in der antiken Stadt Ephesos graben. Heute sind die Grabungen aber wieder voll angelaufen.

Vorbereitungen des Österreichischen Archäologischen Instituts hatte es ab Mai gegeben, allerdings hat sich offizielle Genehmigung verzögert. Vor wenigen Tagen wurde sie aber vom türkischen Kultur- und Tourismusministerium ratifiziert.

“Heimkommen mit offenen Armen“

Die Geschichte der Grabungen österreichischer Archäologen in Ephesos reicht bis ins Jahr 1895 zurück. Im September 2016 hatte man die Arbeit allerdings abrupt einstellen müssen. Der Stopp wurde auf Anordnung des türkischen Außenministeriums in Reaktion auf die Forderung Österreichs verhängt, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abzubrechen.

Ephesos-Grabungsleiterin Sabine Ladstätter

APA/H. Schwaiger

Grabungsleiterin Sabine Ladstätter

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 30.7., 13:55 Uhr.

Ende Jänner 2018 verlautete der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu zusammen mit Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ), dass die vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geleiteten Grabungen heuer wieder aufgenommen werden können.

Im Mai begann ein Team um Grabungsleiterin mit den Vorbereitungen. Nach der zweijährigen Pause sei hier auch einiges zu tun gewesen. „Das war wirklich ein ‚Heimkommen‘“, wie die Forscherin nun gegenüber der APA betonte. Nach der auch vor Ort als „auf einer menschlichen Ebene als ungerecht“ empfundenen Pause sei man mit offenen Armen empfangen worden.

Reinigen und festigen

Im Zuge des Wahlkampfes und der folgenden Regierungsbildung ließ die Unterschrift seitens des türkischen Kultur- und Tourismusministeriums auf der finalen Genehmigung noch etwas auf sich warten. Diese wurde am vergangenen Mittwoch aber ohne Einschränkungen erteilt. „Wir können nun also mit der Feldarbeit beginnen“, sagte die ÖAI-Direktorin.

In den Startlöchern stehen nun rund 50 Kollegen vom ÖAI und andere ÖAW-Archäologen sowie Forscher aus Deutschland, den Niederlanden und der Türkei. „Alles in allem werden wir über den Sommer hinweg um die 200 Leute hier haben“, so die Grabungsleiterin. Indem die Kampagne bis Ende November verlängert wird, werde die entstandene Verzögerung ausgeglichen.

Zuerst werden sich nun die österreichischen und türkischen Archäologen den Konservierungsarbeiten im Hanghaus 2 widmen. Man müsse sich vor allem ansehen, in welchem Zustand die aus dem dritten Jahrhundert stammenden Mosaike und Wandmalereien sind. Dann folgen „Reinigungs- und Festigungsmaßnahmen“, sagte Ladstätter.

Hadrianstempel in Ephesos

URSULA QUATEMBER/ÖAI

Hadrianstempel in Ephesos

Virtuelle Rekonstruktionen geplant

Außerdem werde man die Ausgrabungen im Bereich der Oberen Agora, einem langjährigen Zentrum der heute in der Westtürkei liegenden einstigen Metropole, weiterführen. In dem Gebiet entdeckten die Wissenschaftler beispielsweise bereits 2015 eine Schankstube aus dem frühen 7. Jahrhundert, die zahlreiche Einblicke in das damalige Alltagsleben eröffnete. Ladstätter: „De facto setzen wir dort an, wo wir 2016 aufgehört haben.“

In Zukunft möchte man „Ephesos flächig, modern und digital“, etwa mittels 3-D-Scans oder Luftaufnahmen mit Drohnen, dokumentieren. Auf Basis dessen könnte man dann virtuelle Rekonstruktionen des gesamten Stadtgebietes über die verschiedenen Epochen hinweg anfertigen.

science.ORF.at/APA

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