Rasches Stillen rettet Baby-Leben

Sofortiges Stillen nach der Geburt ist besonders in ärmeren Ländern wie eine Lebensversicherung für Neugeborene. Viel zu wenige Babys profitieren aber davon, warnen nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UNO-Kinderhilfswerk Unicef.

Millionen Babys weltweit werden in den ersten Lebensminuten noch mit Honig, Zuckerwasser oder künstlicher Babynahrung gefüttert. Dabei könne es lebensgefährlich sein, wenn ein Neugeborenes nicht sofort zum Säugen an die Mutterbrust gelegt werde, schreiben WHO und Unicef in einem neuen Bericht. Drei von fünf Babys - weltweit 78 Millionen - verpassten die Chance auf den bestmöglichen Start ins Leben.

Höheres Infektionsrisiko

Die meisten dieser Babys würden in Ländern mit geringem oder mittleren Einkommen geboren. Die Studie bezieht sich lediglich auf solche Länder. Vergleichswerte aus Europa, Nordamerika oder Australien sind darin nicht berücksichtigt. WHO und Unicef drängen die Regierungen, Hilfsorganisationen und andere Entscheidungsträger, Werbung für Säuglingsnahrung oder anderen Ersatz für Muttermilch möglichst einzuschränken.

Babys sollten unbedingt sofort nach der Geburt zum Stillen an die Brust gelegt werden. Studien hätten gezeigt, dass Babys sonst ein höheres Infektionsrisiko oder häufiger Probleme mit der Atmung bekommen. Schon nach einer Stunde sei wertvolle Zeit vertan und das Sterberisiko steige rasant, so der Bericht.

Mutter stillt Baby

AFP PHOTO / Ezequiel Becerra

Babys, die zum ersten Mal zwischen zwei und 23 Stunden nach der Geburt an die Brust gelegt werden, hätten ein 33 Prozent höheres Risiko eines frühen Todes, so der Bericht. Bei Babys, die erst am Tag nach der Geburt erstmals gestillt werden, sei das Sterberisiko mehr als doppelt so hoch wie bei den Frühstillern.

Das Stillen gebe dem Baby wertvollen Hautkontakt mit der Mutter, es stimuliere die Produktion der Muttermilch und von Kolostrum, der Vormilch. Sie ist besonders reich an Nährstoffen und Antikörpern und gilt deshalb als erste Impfung des Babys.

Kaiserschnitte als Problem

Neben Unwissen über die Vorzüge des frühen Stillens sei auch die steigende Zahl der Kaiserschnitte ein Problem, so WHO und Unicef. In Ägypten sei etwa der Anteil der Kaiserschnitte an den Geburten von 20 auf 52 Prozent gestiegen. Das Anlegen in der ersten Lebensstunde der Neugeborenen ging gleichzeitig von 40 auf 27 Prozent zurück.

„Mütter werden oft einfach nicht genügend unterstützt“, meinte die Exekutivdirektorin von Unicef, Henrietta Fore. Mehr Aufklärung verlangt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, damit Angehörige, Hebammen und Pflegepersonal Mütter besser unterstützen können.

Am 1. August beginnt die Weltstillwoche, in der Ärztinnen, Hebammen und Gesundheitspolitiker sich für das Stillen einsetzen. Die meisten Babys werden in Ländern mit sehr geringem oder mittleren Einkommen geboren.

science.ORF.at/dpa

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